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Katholikinnen fordern seit langem die Weihe von Frauen zu Priesterinnen. © woc

«Schwache Argumente gegen Priesterinnen»

Barbara Marti /  Die katholische Kirche diskriminiert Frauen willkürlich. Ein Theologe zerpflückt deren Argumente und fordert ein Umdenken.

Die Argumente der katholischen Kirche gegen die Weihe von Frauen sind nicht überzeugend, sagt der Dogmatiker Michael Seewald. Der 29-Jährige lehrt als Professor für Dogmatik an der Universität Münster.

«Keine freie Wahl»
Die katholische Kirche schliesst Frauen einzig «aufgrund ihres Geschlechts, das sie sich nicht ausgesucht haben, vom ordinierten Amt aus», schreibt der Theologe In einem Beitrag für die «Herder Korrespondenz». Fehlende andere überzeugende Gründe könne man aber nicht einfach durch den Einsatz kirchlicher Autorität ersetzen. «Die Argumente gegen die Frauenordination wirken auf mich konstruiert und wenig überzeugend. Mit so schwachen Argumenten kann man keine derart restriktive Praxis rechtfertigen.» Der Ausschluss der Frauen von der Weihe sei viel problematischer als der Pflichtzölibat. Die Entscheidung, ehelos zu leben, könne jeder selber treffen. Frauen hingegen könnten ihr Geschlecht nicht frei wählen.

Kein Dogma
Papst Johannes Paul II. habe seine Entscheidung gegen die Weihe von Frauen weder als Dogma noch als unfehlbar deklariert, schreibt Seewald. Weitere Debatten dürften deshalb kein Tabu sein. Der Theologe verweist auf den Priestermangel. 2015 habe es in Deutschland nur 51 Priesterweihen gegeben. In dieser Situation müsse es «doch einen Gedanken wert sein zu fragen», ob die katholische Kirche Frauen zu Priesterinnen weihen könnte. Sie müsse jetzt «Antworten, die ihre Plausibilität verloren haben, grundsätzlich (und nicht nur pragmatisch) neu durchdenken».

«Sexismus»
Katholikinnen fordern seit langem die Weihe von Frauen zu Priesterinnen. Vor einem Jahr machte das Netzwerk «Women’s Ordination Conference» mit der Kampagne «Einige Frauen gehorchen nicht» in Rom auf dieses Anliegen aufmerksam. Rund um den Vatikan hängten Aktivistinnen Plakate mit Porträts von Frauen auf, die sich zu Priesterinnen weihen liessen und deshalb von der katholischen Kirche exkommuniziert wurden. Die Kirche müsse die Diskriminierung von Frauen endlich beenden und ihnen Zugang zu allen katholischen Weiheämtern ermöglichen, sagte Kate McElwee, Ko-Leiterin der «Women’s Ordination Conference», gegenüber italienischen Medien. Es gebe kein theologisches Argument für den Ausschluss der Frauen von den Weiheämtern. Es sei «Sexismus», wenn die Kirche Frauen den Zugang zu Weiheämtern und Entscheidungspositionen weiterhin verwehre.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Barbara Marti ist Herausgeberin und Redaktorin der führenden Online-Zeitung für engagierte Frauen und Männer Frauensicht.ch.

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Eine Meinung zu

  • am 7.08.2017 um 17:19 Uhr
    Permalink

    Thekla von Ikonium war eine heilige Jungfrau und Schülerin des Apostels Paulus im 1. Jahrhundert. Sie wird in der katholischen Kirche als Heilige und in den orthodoxen Kirchen als apostelgleiche Heilige und Protomärtyrerin verehrt.
    Sie war Priesterin. Wurde sie exkommuniziert? Wenn ja wann und durch wen?

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