Geldwechsler

Bei jeder Grenze warten mobile Geldwechsler auf ihre «Kunden» … © GN

Honduras: Busticket ins Ungewisse

Gabriela Neuhaus /  In Mittelamerika reisen derzeit Tausende Richtung Norden. Sie wollen in die USA – ein Spiessrutenlauf. Ein Augenzeuginnenbericht.

Sonntagmorgen, kurz vor sieben: Mit einer Stunde Verspätung hält der Bus der Linie Maya de Oro in Puerto Cortés. Fahrplanmässiger Start des Expresskurses nach Guatemala City wäre in San Pedro Sula, der zweitgrössten Stadt von Honduras, eigentlich um 5.30 Uhr gewesen.

Der Bus ist gut besetzt. Die Menschen haben sich für die lange Reise eingerichtet, die meisten schlafen oder dösen. Ich setze mich neben einen jungen Mann mit schwarzer Baseballmütze, der zur Begrüssung kurz nickt, bevor auch er wieder die Augen schliesst.
Hinter mir eine aufgeregte Frauenstimme. Sie telefoniert und will gleichzeitig von ihren Mitfahrenden wissen, in welcher Zone der Capital (gemeint ist Guatemala City) der Bus ankommen wird und ob wir wohl pünktlich seien: Heute Nachmittag starte ihre Caravana in der Zona 1.

Ich traue meinen Ohren nicht und schaue mich um: Will sich diese Frau im lila Rock einer dieser Caravanas anschliessen, die in den letzten Monaten in unseren Medien für Schlagzeilen gesorgt haben? Ist sie tatsächlich eine Migrantin auf dem Weg in die USA?
Bald wird klar: Sie ist nicht die einzige. Die Frau im Sitz vor ihr – glitzernder Modeschmuck, weisse Turnschuhe, begleitet von einem Jungen und einem Mädchen im Teenageralter – kommt mit ihr ins Gespräch. Genauso die Familie – Vater, Mutter und zwei kleinere Kinder zuhinterst im Bus, gleich neben dem stinkenden WC.
Ein älterer Mann – lockerer Typ mit markantem, braungebranntem Gesicht, am Finger ein Ring mit blauem Stein, helle Basketballmütze und gute Schuhe – erteilt rundum Ratschläge. Einer jungen Frau erklärt er, dass man über Santa Elena am schnellsten nordwärts komme. Er scheint sich auf der Strecke bestens auszukennen.

Bei der Billettkontrolle werden verschiedene Reisende nach ihrem Alter gefragt. Weshalb, wird kurz vor der Grenze klar: Plötzlich stoppt der Bus. Ein muskulöser Macho mit kurzgeschorenem Haar und weiss-braun gestreiftem T-Shirt steigt zu und fordert Kinder und «Mineros» unter 21 Jahren auf, mitzukommen.

Die beiden schlaksigen Jungs zu meiner Rechten, der Sitznachbar des Alleswissers mit dem blauen Ring sowie der Vater von ganz hinten im Bus mit seinen beiden Kindern, die Mutter mit den Teenagern und eine Reihe weiterer Reisender folgen der Aufforderung. Insgesamt steigen acht Kinder mit Begleitung sowie ein Dutzend Jugendliche aus. «Jeder muss 1000 Lempiras bezahlen, damit man sie rauslässt», raunt mir mein Sitznachbar zu.
«Warum?», frage ich. Die Antwort: «Korruption, in Honduras ist alles Korruption.» Dass Minderjährige ohne Bewilligung von den Grenzkontrollen zurückgewiesen werden, sei neu und völlig daneben, nervt sich der Ringträger und sagt: «Mich würde nur interessieren, ob die honduranischen oder die guatemaltekischen Grenzbehörden das Schmiergeld kassieren.» Für meinen Sitznachbarn steht fest: die Honduraner.

Geschäftstüchtige Geldwechsler

Während sich die Gruppe mit den Minderjährigen auf den Weg über die grüne Grenze macht, tauchen im Bus plötzlich drei Männer mit dicken Bündeln von Geldscheinen auf. «Pesos, Pesos», preisen sie eindringlich die mexikanische Währung an. Mein Sitznachbar fragt scheu, ob man auch guatemaltekische Quetzales haben könnte.
Natürlich kann man. Also zückt er sein Portemonnaie und entnimmt ihm drei honduranische 500-Lempira-Scheine. «Pesos willst du keine? – Deine Lempiras sind jenseits der Grenze nichts mehr wert», hakt der Geldwechsler forsch nach. Worauf der junge Mann die restlichen paar Lempira-Noten aus seinem Geldbeutel kramt und damit Pesos kauft. Erst jetzt dämmert mir: Auch mein Reisegefährte im schwarzen T-Shirt mit den hellen Augen und dem freundlichen, etwas schüchternen Lächeln ist auf dem Weg in die USA …

Die Geschäfte der Geldwechsler laufen wie geschmiert. Schnell und geübt tauschen sie die Scheine. Nach einer Viertelstunde müssen sie wieder raus, unsere Fahrt geht weiter. Die Sitzplätze der Jugendlichen und ihrer Begleiter bleiben leer. Als einzige Minderjährige sind noch zwei kleine Mädchen an Bord, die mit ihrer Mutter und deren Schwester im Bus schräg vor uns sitzen.

Nach rund 500 Metern der nächste Stopp: Ein junger honduranischer Polizist will unsere Pässe und Identitätskarten sehen. Die Mutter der zwei kleinen Mädchen zückt eine Mappe mit Dokumenten und streckt sie dem Uniformierten entgegen. Auf dem obersten Stück Papier steht in grossen Lettern «Autorización». Offenbar ist alles in Ordnung: Nach kurzem Blättern gibt der Polizist die Ausreiseunterlagen für die Kinder zurück, wir fahren weiter.

Bereits nach ein paar hundert Metern kommt der nächste Halt, Grenzkontrolle: Alle müssen aussteigen und sich in die Schlange am Zoll einreihen. Es geht zügig voran: Am ersten Schalter drückt mir der honduranische Beamte den Ausreisestempel in den Pass, am nächsten erhalte ich den Einreisestempel für Guatemala. Die Mutter der Mädchen muss ihre Dokumente am Zoll erneut zeigen, auch hier kein Problem: Die Kinder dürfen Honduras verlassen.
Der junge Mann neben mir reist, wie die meisten Passagiere im Bus, nicht mit einem blauen honduranischen Pass, sondern mit seiner ID. Deshalb hat er als Einreisebescheinigung für Guatemala ein Zettelchen erhalten, 5 mal 5 Zentimeter klein, aber wichtig, wie sich noch weisen wird. Darauf eine Nummer sowie der Stempel mit dem Einreisedatum und ein Vermerk, dass er 30 Tage im Land bleiben dürfe.

Sobald alle Passagiere durch den Zoll sind, setzen wir unsere Fahrt fort. In sicherem Abstand zum Grenzbalken mit dem Schild «Bienvenidos en Guatemala» halten wir erneut. Die Jugendlichen sowie die Kinder mit ihren BegleiterInnen steigen wieder zu.
Unter ihnen die beiden Jungs aus unserer Reihe. Jetzt sind sie gelöst, fast fröhlich und nicht mehr so gehetzt und ängstlich wie zuvor. Sie haben schmutzige Schuhe, ein Stück weit mussten sie zu Fuss gehen. Über einen Hof mit Kuhdreck, nicht weiter schlimm, erzählt der eine. Dann lachen sie zufrieden und verschmitzt: Der Grenzübertritt hat sie bloss 500 Lempiras gekostet statt der erwarteten 1000…

Wohl organisierter Spiessrutenlauf

Auf diesen Etappensieg folgt umgehend die Bestürzung: Weder haben sie Geld gewechselt, noch sind sie im Besitz einer Einreisebescheinigung … Doch auch dafür gibt es eine Lösung: Nach weiteren paar hundert Metern Busfahrt der nächster Halt. Plötzlich ist der Mann im weiss-braun gestreiften T-Shirt wieder da, in der linken Hand ein Stoss 5 mal 5 Zentimeter kleine Zettelchen mit Stempel, mit der Rechten kassiert er von all jenen, die noch keine haben, 100 Lempiras für die getürkte Einreisebescheinigung.

Die Investition lohnt sich: Kaum hat der Bus Fahrt aufgenommen, steht der Chauffeur schon wieder auf die Bremse. Ein Checkpoint der guatemaltekischen Militärpolizei: Zwei junge Beamte in Camouflageuniform steigen ein: Kontrolle! Alle zücken ihre Pässe, IDs und Einreisebescheinigungen – ausser einer jungen Frau, die von den Polizisten unbemerkt gerade rechtzeitig im WC verschwunden ist.

Weniger Glück haben zwei Mütter, deren Kinder zuvor über die grüne Grenze geschmuggelt wurden: Sie werden von den Beamten aufgefordert, den Bus zu verlassen. Unruhe macht sich breit, Beklemmung. Nach ein paar Minuten kommen sie allerdings wieder zurück – ohne polizeiliche Begleitung. Ob und was sie bezahlt haben, bleibt ihr Geheimnis.

Nun geht die Fahrt endlich weiter. In zügigem Tempo an Bananen- und Palmölplantagen vorbei. Irgendwo im Niemandsland passieren wir die offizielle guatemaltekische Migrationsstation. Sie ist geschlossen – «weil Sonntag ist», kommentiert der erfahrene Amerikareisende mit dem blauen Ring. Er sei schon unzählige Male hingefahren, erzählt er. Das erste Mal als 26-Jähriger. Damals habe er auf Passagier- und auf Cargoschiffen gearbeitet – diese Zeiten seien längst vorbei.

Flucht Richtung Eldorado USA

In der Landwirtschaft würde er niemals anheuern, dort seien die Löhne viel zu schlecht. Jetzt arbeitet er für einen Kleinunternehmer mit rund 40 Angestellten. Beim letzten Mal hätte man ihn jedoch mit einem Check bezahlt, das sei schlecht, weil er Steuern zahlen musste. Viel lieber sei ihm Cash, das lohne sich am meisten.
Seine Familie lebt in Honduras, die Kinder studieren an der Universität, erzählt er stolz. In die USA reise er, weil man dort richtig viel Geld verdienen könne – bis zu 250 USD im Tag! Das sei in Honduras nicht möglich, begründet er seine neuerliche Reise gen Norden. Die Grenze stelle für einen wie ihn kein Hindernis dar, meint er grossspurig. Er liebe diese Herausforderung. Für ihn sei das ein Abenteuer, ein Sport.

Mein Sitznachbar hört fasziniert zu und hätte gerne mehr erfahren. Aber der kontaktfreudige Erzähler ist schon ins nächste Gespräch verwickelt. Keine Chance, Konkreteres zu erfahren. Marco – mittlerweile haben wir unsere Namen ausgetauscht – könnte ein paar Ratschläge gut gebrauchen: Er ist mit seinen zwei jüngeren Cousins Nando und Yuri schon am Samstagabend von zu Hause aufgebrochen, um am Sonntag in der Früh den Bus in San Pedro Sula zu erwischen. Es ist ihre erste Reise ins Ausland.

Sie haben ein Busticket bis Guatemala City – wie weiter, weiss Marco noch nicht so genau. Zu Fuss, wandernd, meint er und schaut auf seine Füsse in den schwarzen Turnschuhen, als ob er sich selber davon überzeugen müsste. «Warum?», frage ich. «In Honduras bringt man es auf keinen grünen Zweig», sagt er resigniert.

Die drei kommen aus einem Dorf im Landesinnern, wo die Bauern vom Kaffeeanbau mehr schlecht als recht leben. Viel mag Marco nicht erzählen. Er schaut lieber aus dem Fenster und macht mich auf die vorbeiziehende idyllische Flusslandschaft aufmerksam. Dann zeigt er kopfschüttelnd auf ein Feld, wo die Bauern Feuer gelegt haben. Auf einer vielbefahrenen Kreuzung stellt er fest, dass in Guatemala die meisten Töfffahrer ohne Helm unterwegs sind. «In Honduras wäre das nicht möglich», kommentiert er.

Die Kinder sollen es besser haben

Ob er Familie habe, will ich wissen. Ja, sagt Marco. Eine fünf Monate alte Tochter. Für sie mache er diese Reise, damit sie dereinst ein besseres Leben habe, schiebt er nach. Was seine Mutter, seine Familie zu seinen Reiseplänen gesagt hätten? «Bleib da, bleib bei uns, haben sie gesagt», antwortet er trocken und schaut wieder zum Fenster hinaus.

Dann hält der Bus erneut: Zwischenstation in Morales – zwanzig Minuten Pause, verkündet der Beifahrer. Aussteigen, Beine vertreten. Der Mann mit dem blauen Ring verabschiedet sich: Er nimmt von hier den Bus Richtung Santa Elena. «Warum?», fragt Marco verunsichert.

Vor dem Bus werden wir sogleich von Geldwechslern in Empfang genommen. All jene, die noch honduranische Geldscheine haben, tauschen sie gegen Quetzales und Pesos. Auch ich wechsle meine letzten 700 Lempiras – zu einem lausigen Kurs, wie ich später feststellen werde. Alles andere hätte erstaunt.

Kaum getauscht, wechseln die Quetzales erneut die Hand: In einer geräumigen Halle bei der Busstation haben fleissige KöchInnen ein Buffet aufgebaut. Den meisten Reisenden knurrt der Magen. Sie können dem köstlichen Anblick und den verlockenden Düften nicht widerstehen, schliesslich sind sie schon seit Stunden unterwegs.
Derweil hat sich auch im Bus ein geschäftstüchtiger Händler mit einem Elektronikangebot speziell für Reisende eingefunden. Sein Prunkstück ist ein weiss glänzendes, elegantes Solar-Ladegerät für Handyakkus. Er drückt es der Frau in den weissen Turnschuhen mit dem glitzernden Modeschmuck in die Hände. Diese betrachtet es verträumt und voller Sehnsucht, dann reicht sie es ihm zurück und sagt: «Soy limitada – das Geld reicht nicht.»

Ein paar Reihen weiter vorne wird der Händler das Ding doch noch los – an zwei ältere Herren, die sich schon rein äusserlich von den übrigen Reisenden unterscheiden. Es ist zu vermuten, dass sie zu der kleinen Minderheit im Bus gehören, die nicht unterwegs in die USA sind.

Nach Morales zieht sich die Fahrt weiter und fast endlos in die Länge. Wir knabbern Erdnüsse, die Yuri aus seinem Rucksack hervorgezaubert hat, teilen uns meine mitgebrachten Bananen – Marco bietet mir einen Kaugummi an. Nando ist non-stop am Handy: Wenn er nicht über Whatsapp mit irgendjemandem chattet, verfolgt er unsere Route auf Google Maps.

«Wenn wir Greise sind …»

Er fragt mich nach meinem Reiseziel und wie lange der Flug in die Schweiz dauere. Sein Kommentar: «Ein langer Weg – aber definitiv bequemer als der unsrige …» Recht hat er. – Was ich in Honduras gemacht hätte und wann ich wiederkomme, fragen sie weiter. «Ich weiss es noch nicht – und ihr, wann werdet ihr Honduras wieder sehen?» «Wissen wir nicht», sagt Nando. Und Marco fügt an: «Cuando somos viejitos – wenn wir Greise sind.»

Keiner der drei spricht ein Wort Englisch. Nando hat Familie in Mexiko, sein Vater lebt seit Jahren dort. Ein Besuch bei ihm sei allerdings nicht vorgesehen, versichern sie mir. Sie wollen auf kürzestem Weg an die Grenze, in die USA.

Das Teenager-Mädchen auf dem Sitz hinter mir skypt lautstark mit einer Freundin. Sie heisst Natalia. Wo auf der Welt sie zu Hause ist – ob in Honduras, den USA oder sonstwo –, ist nicht auszumachen. Aber die Tochter der Frau in den weissen Turnschuhen erzählt ihr begeistert ins Handy, sie sei gerade in Guatemala und schon bald in den USA. Zum Beweis, dass sie unterwegs ist in ein neues Leben, beginnt sie zu zählen: «One, two three…» Dann erblickt sie aus dem Fenster schon ein erstes Stück Amerika und schreit begeistert: «Mami – un Walmart!»

Etwa eine Autostunde vor unserem Etappenziel steigt eine gutgenährte Frau im bunten Kleid mit gelbem Jäckli zu. «Quesadillas, Refrescos – Agua» preist sie ihre Waren an. Und trifft auf dankbare AbnehmerInnen. Nando kauft sich eine Coke, Marco ergattert das letzte Agua für fünf Quetzales. Geschäftstüchtig, ohne viel Aufhebens bedient die Händlerin innert weniger Minuten ihre KundInnen. Die Familie im Fonds des Busses greift hungrig nach den zwei letzten Sandwiches, die Frau in den weissen Turnschuhen leistet sich nach anfänglichem Zögern doch noch eine Cola. Dann packt die Händlerin ihre Sachen zusammen, murmelt ein «Benediciones», verschwindet so schnell, wie sie aufgetaucht ist und hinterlässt einen Bus voller MigrantInnen, erneut um ein paar Quetzales erleichtert.

Es geht gegen halb vier, langsam schmerzen Rücken und Beine. Der Bus ist bald neun Stunden unterwegs seit dem Start in San Pedro Sula. Jetzt fährt er durch endloses Industriegebiet und schliesslich mitten durchs Stadtzentrum. Die Strassen sind leer – es ist Sonntag. Kurz vor der Ankunft an der Busstation tauschen wir unsere FB-Adressen aus. Dann hält der Bus. Eine kurze Umarmung zum Abschied – «buena suerte – viel Glück» wünschen wir uns gegenseitig. Sie haben’s nötiger!

Während ich meinen grossen Rucksack aus dem Gepäckraum hole und nach einem Taxi Ausschau halte, das mich ins Hotel bringt, schultern die jungen Männer ihr bescheidenes Gepäck und stellen sich in die Schlange vor dem Billettschalter. Bereit für die nächste Etappe Richtung Mexiko und weiter in die USA.

Nachtrag: Ich finde meinen Sitznachbarn aus dem Bus tatsächlich auf FB. Als Wohnort hat er bereits eine Stadt in den USA angegeben. Auch ein Bild seiner kleinen Tochter hat er gepostet. Drei Tage, nachdem wir zusammen gereist sind, stiessen die drei Cousins auf ein bislang unüberwindbares Hindernis: Man wolle 1000 USD von jedem, um sie über die Grenze zu bringen…

Flucht aus Zentralamerika

Seit Oktober 2018 sorgen Karawanen von Flüchtlingen aus El Salvador, Guatemala und Honduras Richtung USA weltweit für Schlagzeilen. Dies, weil es sich um eine neue Form der Migration handelt, aber auch, weil sie US-Präsident Trump als Propaganda für den Bau seiner Grenzmauer dienen.

Trotz verschärfter Grenzbestimmungen von Seiten der USA machen sich immer neue Karawanen, aber auch kleinere Gruppen und Einzelpersonen auf den Weg. Sie fliehen vor Gewalt, Dürre und Armut – viele von ihnen sind direkt bedroht, andere sehen in ihrer Heimat keine Perspektive oder Hoffnung, der Armut zu entkommen.
Laut Angaben der US-Administration wollten im Februar 76’000 Migranten die Grenze zwischen Mexiko und den USA ohne Bewilligung passieren. Knapp 10’000 wurden zurückgewiesen, 66’000 Menschen, die in den USA Asyl beantragen, wurden interniert. Bei einem Grossteil der Festgenommenen handelt es sich um Familien.

Die Menschen schliessen sich zu Caravanas zusammen, weil diese ihnen einen gewissen Schutz auf der gefährlichen Reise ins Ungewisse bieten. Gemeinsam sind sie stärker und fühlen sich sicherer. Diese Form der Migration ermöglicht es auch Eltern mit Kindern, sich auf den Weg zu machen. Sie meiden, wo immer möglich, Risiken und Gewalt. Deshalb stellen sie bei den US-Grenzbehörden einen Asylantrag. Bis dieser behandelt und beantwortet ist, was aufgrund der grossen Zahl von AsylbewerberInnen sowie neuer Regulierungen der Trump-Administration sehr lange dauern kann, werden sie interniert. Dies im Unterschied zu Einzelpersonen – in der Vergangenheit waren es vor allem Männer und unbegleitete Jugendliche – die eher eine abenteuerliche Grenzüberquerung versuchen und das Abtauchen in die Illegalität in Kauf nehmen.

  • Siehe auch «Mit dem Todeszug in die USA» (auf Infosperber)

    Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

    Dieser Artikel erschien zuerst im Bieler Tagblatt (21.3.2019). Es gibt keine Interessenkollisionen.

  • Zum Infosperber-Dossier:

    Afghanischer_Flchtling_Reuters

    Migrantinnen, Migranten, Asylsuchende

    Der Ausländeranteil ist in der Schweiz gross: Die Politik streitet über Asyl, Immigration und Ausschaffung.

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