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FAZ: «Wer die Tour de France gewinnen will, braucht ein paar Krankheiten» © FAZ

Es geht um sportjuristisch korrektes Doping

Walter Aeschimann /  Froome, Asthma, Russland, Martial Saugy, Doping, Sportmedizin im Allgemeinen, Patrik Noack im Speziellen: Gedanken zum Jahresende.

Am 23. Dezember 2017 publizierte der Tages-Anzeiger ein längeres Interview mit Patrik Noack, dem «höchsten Schweizer Sportarzt». Als Beitrag zur aktuellen Debatte um Leistungsasthma und Dopingkonsum gedacht, liefert der Text kaum Erhellendes zum Stand der Diskussion. Dafür gibt er exemplarisch tiefe Einblicke in die Gedankenwelt der Sportmedizin. Das schreit nach einer Gegenrede – mit Schlenkern und Exkursen.

Spitzensportler leiden offiziell stark überdurchschnittlich an Asthma

Die Dreierkombination aus Leistungsasthma, Asthmaspray und Doping wird im Profisport schon lang und intensiv besprochen – meist ergebnisoffen. Seit mehr als vierzig Jahren stehen Asthmamittel auf den Dopinglisten. Spätestens als Anfang der 1990er-Jahre ruchbar wurde, dass Radprofessionals um Tony Rominger und Miguel Indurain ein Mittel namens Ventolin hochdosiert in ihre Lungen pumpten, war das Thema öffentlich. Der Spray enthält den Wirkstoff Salbutamol, strukturell mit Adrenalin verwandt.
Unterdessen weiss man auch, dass Schwimmer, Leichtathleten, Fussballer, Eisschnellläufer oder Skilangläufer, also fast alle Elitesportler auf der ganzen Welt, chronisch an Asthma leiden. Sie inhalieren Ventolin und ähnliches, um letztlich ihre aktuelle Leistungsfähigkeit zu steigern. Zu tausenden wurden und werden deshalb – oft im Nachhinein – medizinische Ausnahmegenehmigungen erteilt. Dies sind von Weltsportbürokraten erfundene Vehikel, mit denen Sportärzte auf der ganzen Welt, nicht nur in Russland oder China, sportjuristisch korrekt dopen dürfen. Das beruhigte Fans und Medien vorübergehend.
Nun hat die Thematik erneut und mit voller Wucht die Öffentlichkeit erreicht. Mitte Dezember 2017 gab der Weltradsportverband (UCI) via Guardian und Le Monde bekannt, dass Christopher Froome, 32, Lichtgestalt im Peloton der Radprofessionals, an der Spanienrundfahrt zu viel Salbutamol im Köper hatte. Über das gerade noch Erlaubte oder etwas darüber haben mit den Jahren interne medizinische Kommissionen entschieden, um den Drogenkonsum im Spitzensport nicht nur formal, also mit Attesten, sondern auch mit Zahlen und Analysen abzusichern. Systemkonforme Experten definieren, scheinbar wissenschaftlich belegt, letztlich jedoch willkürlich, die Limiten. Die Ziffern werden stetig angepasst, je nachdem, in welche Richtung sich der Dopingkonsum entwickelt.
An dieser Stelle kann ein erster Exkurs nützlich sein, um ein Schlaglicht auf die ehrenwerte Expertenwelt des Sports zu werfen. Am Beispiel des Schweizers Martial Saugy, langjähriger Leiter des Dopinglabors in Lausanne. Der promovierte Biochemiker war Spitzenfahnder der wichtigsten Weltsportunternehmen. Und Lausanne gilt als Labor ihrer Wahl. In der Stadt, in der das Internationale Olympische Komitee (IOC) regiert, konzentriert sich auch die Macht der Dopinganalytik. IOC-Proben für die Nachtests lagern hier.
Der Weltfussballverband (Fifa) vertraute Saugy die Proben an, weil er ihre kontaminierten Flüssigkeiten diskret behandelte. Gleichzeitig mandatierte die Fifa den Dopinganalytiker als Berater in Anti-Doping-Fragen.
Wie nützlich solche Konstellationen für beide Seiten sind und was sie beinhalten, zeigte schon das Beispiel Lance Armstrong. Das Labor in Lausanne entdeckte 2001 beim US-Radsportstar das Dopingmittel EPO im Urin. Armstrong konnte den positiven Befund mit Hilfe der UCI wegverhandeln. Dafür erhielt der Weltverband eine Armstrong-Spende über 125’000 Euro. Von diesem Geld soll Saugy sein Labor aufgerüstet haben. Als Bonus erklärte er dem Tour-Sieger die Geräte und EPO-Testmethoden.

Doping-Jäger Saugy im Dienste der Russen

Saugys Einfluss und sein Wissen zapften auch die Russen an. Im März 2013 vernichtete Lausanne 67 russische Doping-Proben, «irrtümlich» gemäss Saugy. Im Herbst 2013 trat er einen Neben-Job als Berater im Dopinglabor von Moskau an. Dieses Labor war, wie man unterdessen weiss, die operative Zentrale zur Vertuschung des Staatsdopings, das aktuell den Weltsport intensiv beschäftigt und zu sportpolitischen Kapriolen zwingt. Bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2014 war der Romand gar als Assistent und Supervisor von Grigorij Rodtschenkow angestellt und von der Russischen Föderation honoriert.
Rodtschenkow war Leiter des Labors in Moskau, Leiter des Labors bei den Sotschi-Spielen und zentraler Kopf der Analyse-Manipulationen. Der Umfang des Betruges wird 2016 in den so genannten McLaren-Berichten der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) festgehalten. Saugy behauptet in der Süddeutschen Zeitung (SZ), dass er von diesen Machenschaften nichts mitbekommen habe.

[Der vergessene Teil des Dopingskandals: Süddeutsche Zeitung vom 23.12.2017]

Ende 2016 gab Saugy die Leitung des Dopinglabors in Lausanne leise ab. Die Fifa wird ihm die Beraterhonorare vermutlich bis nach der Fussball-WM 2018 in Russland weiter überwiesen.

Überdosis von Christopher Froome

Kommen wir zum Leistungsasthma, Asthmaspray und zu den von Experten festgelegten Limiten zurück. Die Einnahme von Salbutamol beispielsweise ist derzeit in einer Konzentration bis 1000 Nanogramm pro Milliliter Urin erlaubt. Froome, vier Siege bei der Tour de France, hatte am 7. September bei der 18. Etappe der Vuelta 2017, zwischen Suances und Santo Toribio de Liébana, eine Konzentration von 2000 Nanogramm intus.
Von dieser Überdosis wird die «Radwelt», laut TA, nun «durchgeschüttelt», wobei es gute Gründe gebe, bei Froome von einem «Missgeschick» zu sprechen. Die NZZ beklagt, dass der Glaube an einen weniger dopingbelasteten Sport und somit der «Mentalitätswandel im Fahrerfeld» von «Zynikern» wieder angezweifelt werden könne. Die SZ fragt und antwortet: «Ist das ein klarer Hinweis auf Betrug? Nein, nicht zwingend.» Die meisten berichten tendenziell entlastend im Sinne Froomes. Die vorerst letzte Anstrengung vieler Medien, Froomes Wässerchen nicht zum grundsätzlichen Betrugs-Diskurs im Profisport auszuweiten, ist das eingangs erwähnte TA-Interview.

Patrik Noack im Tages-Anzeiger

Patrik Noack wird vom Tages-Anzeiger als «einer der kompetentesten Ansprechpartner» eingeführt. Das mag stimmen, vor allem was die praxisorientierte Kompetenz betrifft. Nicht erwähnt ist allerdings, dass er als «Chief Medical Officer von Swiss Olympic» zugleich ein höchst befangener Experte ist. Das könnte eine Chance für den Interviewer sein. Noack wird aber erschöpfend über Basiswissen abgefragt, das heutzutage jeder Mittelschüler online findet. Seinen zentralen Gedanken wird kaum widersprochen.
«Die Verwendung der erlaubten Asthmamittel bringt keinen Vorteil – selbst in hoch dosierter Menge», behauptete Noack im Dezember 2017. «Sehr hohe Dosen» hätten allenfalls «einen leichten anabolen Effekt» und könnten «die Erholung beschleunigen. (…) Trotzdem kann man sagen: Wenn also Kritiker behaupten, mit den erlaubten Asthmamitteln werde im Ausdauersport erlaubt gedopt, irren sie.»

Abenteuerliche Behauptung hinterfrug der Tages-Anzeiger nicht

Die Kritiker würden irren, weil sie «zu stark verallgemeinern», «Äpfel mit Birnen» vergleichen und weil sie, dies lässt sich weiter lesen aus dem Interview, einen Zusammenhang zwischen anabolen Effekten, Erholungs- und Ausdauerfähigkeit sehen. Laut Noack gibt es keinen Zusammenhang: «Davon (vom anabolen Effekt, WA) profitiert kein Ausdauerathlet in seiner Ausdauerfähigkeit.» Diese Aussage ist, milde ausgedrückt, abenteuerlich. Eine beschleunigte Erholung ist zentral für jeden Ausdauersportler.
Noack steht mit dieser paradoxen Rede nicht alleine da. Seit bald hundert Jahren verharmlosen Sportdoktoren ihre Tätigkeiten nach den gleichen Mustern:

  1. Dopingdefinition anzweifeln;
  2. behaupten, die Substanz sei nicht leistungsfördernd;
  3. allenfalls ein bisschen leistungsfördernd, aber nur in sehr hohen Dosen;
  4. den Kritikern die Kompetenz absprechen.

Die Mediziner berufen sich dabei auf ihren exklusiven Status als Wissenschaftler, auf scheinbar gesichertes Expertenwissen aus Zahlen und Analysen, die sie vor jeder kritischen Befragung eines Laienpublikums beschützt. Letztlich geht es ja darum, einzuschüchtern und mit aller Macht die Deutungshoheit zu kontrollieren.

Vor 80 Jahren fing es an

In den 1930er-Jahren entbrannte erstmals eine Kontroverse um das Stimulans Calcio-Coramin (CC). Etliche Sportärzte gaben CC ihren Athleten ab. Der Schweizer Sportmediziner Gottfried Schönholzer hingegen beurteilte 1941 den Effekt von CC als «fraglich». Ihm standen längst andere Substanzen zur Verfügung, die «weit effektiver» waren. Etwa der Wirkstoff Methamphetamin (erst unter dem Handelsnamen Pervitin bekannt, heute umgangssprachlich Crystal Meth). Hier mündete die Diskussion in die Frage, wie viele Tabletten leistungssteigernd sind. Der Lausanner Professor Gérard C. Savoy fand 1945, dass zwei Tabletten täglich, die das Militär- und Sportdepartement offiziell verordnete, «illusorisch» wenig seien. Der Kriegseinsatz und «ebenso der Spitzensport» würden heutzutage «weit höhere Dosen» fordern.
Dann ging ein Disput um den Wirkstoff Metandienon los. Die anabole Substanz wurde ab 1959 von der Ciba AG Basel unter dem Handelsnamen Dianabol vertrieben. Nun verfeinerten die Mediziner ihre Strategie, künstliche Leistungssteigerungen wegzureden. Für Schönholzer, unterdessen Leiter des Forschungszentrums der Eidgenössischen Sporthochschule Magglingen und international hochgeachtet, erfüllte Dianabol «die üblichen Voraussetzungen», um als Dopingmittel definiert zu werden, «nur sehr lückenhaft». Den Effekt einer Leistungssteigerung verneinte er, obwohl er es besser wusste: «Eine durch uns durchgeführte Versuchsreihe […] (mit Dianabol, WA) führte im Durchschnitt zu keinen sicher positiven Ergebnissen», schrieb er 1968 in der Zeitschrift Sport.
Im wissenschaftlichen Bericht zur erwähnten «Versuchsreihe» steht das Gegenteil: «Alle drei Athleten erzielten in den Wettkämpfen der Sommersaison 1967 sehr wesentliche Leistungsverbesserungen mit erheblich gesteigerter persönlicher Bestleistung.»
Joseph Keul, ein mit Schönholzer befreundeter deutscher Sportmediziner von internationalem Ruf, argumentierte in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung FAZ 1970 ähnlich. Durch den Einsatz von anabolen Steroiden sei «keine kurzfristige und rasch vorübergehende Leistungssteigerung zu erzielen». Das war nicht direkt gelogen. Keul unterschlug jedoch, dass langfristige und langandauernde Leistungssteigerungen sehr wohl möglich sind. Nur sei das kein Doping, weil Dopingmittel, so argumentierte er, per Definition nur für kurzfristige Leistungssteigerung eingesetzt würden.
Bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in München wurde Doping erstmals offiziell kontrolliert. Schönholzer und Keul waren mitverantwortlich für die Pharmaliste. Der Schweizer war gar Leiter des Doping-Analyseteams. Anabole Steroide standen nicht auf der Liste. Einige Jahre später liess sich die Rede, anabole Steroide seien kein Doping und kaum leistungssteigernd, nicht mehr halten.

Schweizer Olympiaarzt Bernhard Segesser: «Spitzensportler sind Patienten»

Gleiche Muster widerholten sich mit EPO, mit Blutdoping und mit jeder neuen Substanz und Methode: Kein Doping, kein Effekt. Liess sich kein Argument mehr halten, erfand man neue. 1989 rechtfertige der Schweizer Olympiaarzt Bernhard Segesser den Einsatz von anabolen Steroiden mit einer «medizinisch therapeutischen Indikation». Er durfte noch 2013 dem TA unwidersprochen sagen, dass Spitzensportler «Patienten» und deshalb als solche zu behandeln seien.
Diese Haltung vertritt nun indirekt auch der aktuelle Olympiaarzt Patrik Noack im TA-Interview. Im Zusammenhang mit der Vergabe von Asthmamitteln sagt er folgendes: «Ein Athlet mit Leistungsasthma sorgt mit der Einnahme eines Mittels ja nur dafür, dass er sein maximales Potenzial ausschöpfen kann. (…) Nimmt er ein Asthmamittel zu sich, stellt er schlicht sicher, dass er seine maximale körperliche Fähigkeit ausschöpfen kann.»

Diese Selbstverständlichkeit verblüfft. Noack diagnostiziert ein chronisches Asthma für seine Sportpatienten. Er fixiert auch ein momentanes und maximales Leistungspotential und bestimmt daraus die Portion, die er seinen Patienten in die Lungen pumpt. Heikel ist in diesem Zusammenhang, dass das maximale Potential ein angenähertes, ein theoretisches Leistungsideal ist. Nach welchen Kriterien und wie hoch das ideale Maximum vermutet wird, ist kaum transparent und bleibt den Experten überlassen.
Wird das Leistungsideal nun wegen des Asthmas nicht erreicht, darf die Sportmedizin, laut Noack, pharmakologisch unterstützen. Die im täglichen Hochleistungstraining überlasteten Bronchien mal zwischendurch zu schonen, kommt in seiner Gedankenwelt nicht vor. Mit dieser Logik darf die Sportmedizin manches tun. Damit sportjuristisch alles abgesichert ist, sind die erwähnten Spezialbewilligungen erfunden worden. Bei weitem nicht nur für das Leistungsasthma.

Soviel zur Sportmedizin und zur Strategie, Indikationen schönzureden. Die Kommunikationsexperten des Weltsports waren indes auch nicht inaktiv. Sie lenkten den Diskurs wie gewohnt auf den Einzelfall, auf Froome, auf Limiten, auf Russland, auf einzelne Athleten und Funktionäre. Aktuell skandalisieren die Medien Witali Mutko und fragen angestrengt, ob der russische Vizeministerpräsident und einstige Chefstratege des russischen Staatsdopings als Organisationspräsident der Fussball-WM 2018 in Russland noch tragbar sei.
Die Antwort lautet natürlich «nein». Doch wer die Fussball-WM im gegenwärtigen Sportsystem orchestriert, ist kaum entscheidend. Auch nicht die Frage, ob Froome betrogen hat, nicht betrogen oder allenfalls ein bisschen. Die entscheidende Frage wäre eher: Was ist der sportpolitische Hintergrund, Froomes Befund gerade jetzt publik zu machen? Eine vorläufige Antwort könnte lauten: Der Weltsport wollte vor den Olympischen Winterspielen etwas medialen Druck von den Russen nehmen und die Berichterstattung vorübergehend in andere Bahnen lenken. Damit er ungehindert neue Strategien entwickeln kann. Eine offizielle Antwort wird nicht erwartet.

Weiterführende Informationen


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Walter Aeschimann ist freischaffender Historiker und Publizist. Er forscht zum Thema Körper und Doping.

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9 Meinungen

  • am 30.12.2017 um 11:49 Uhr
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    Ist doch klar, im Kapitalismus wird alles dem Profit untergeordnet. Kein Feld wird ausgespart. Da muss halt auch die Gesundheit herhalten. Darum mein Vorschlag: Bei allen sportlichen Profiwettkämpfen werden am Schluss die ersten Drei automatisch disqualifiziert. Vielleicht hilft es. 😉

  • am 30.12.2017 um 13:33 Uhr
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    Wenn das Publikum Dopingsportarten ächten würde, gäbe es nichts mehr wofür sich dopen lohnt.
    Oder man überlässt es jedem Einzelnen, wie er seien Körper zu Gurnde richtet und kontrolliert nicht mehr.
    @ Paul Jud: Doping hat direkt gar nichts mit Kapitalismus zu tun. Z.B. früher wurde in der DDR schon im Kindesalter gedopt.

  • am 30.12.2017 um 14:40 Uhr
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    Das SOC (Schweizerisches Olympisches Komitee) führt seit Jahren (OS Peking) den Slogan „cool and clean“. Der damalige SOC-Chefarzt Beat Villiger äusserte sich in einem 10vor10-Beitrag, dass die Grauzonen des Dopingreglements auszunützen seien.
    Über ein Drittel der Schweizer Delegation reiste mit einem Attest nach Peking. Das Attest ist die Lizenz, ungestört dopen zu dürfen, wie dies im Artikel von Walter Aeschimann treffend beschrieben wird.
    Nachträglich hiess es dann, man hätte die Teilnehmenden wegen der schlechten Luft gesundheitliche schützen wollen.
    Wie im Artikel geschrieben, wird die Diskussion absichtlich falsch geführt.
    Es gibt nur eine Möglichkeit, wenn der Sport dopingfrei sein soll: keine Medikamente! Ist eine Person in einer Sportart auf chemische Hilfsmittel angewiesen, so muss diese einen andern Sport ausüben – oder zum Sackgumpe und Blumentopfwerfen wechseln.
    Es mag hart tönen, wenn einem deswegen die oberste Liga der Lieblingssportart abhandenkommt. Bleibt aber die einzige Möglichkeit.
    Selber trieb ich früher Leistungssport und konnte die Exzesse aus der Nähe verfolgen. Manch einer wechselte im Laufe seiner Karriere vom Medikament zur Droge. In der DDR feierte der Staat die frisierten Siege, welche viele körperliche und mentale Ruinen hinterliess, als Systemsieg über das kapitalistische Ausland.
    Das heutige Dopingsystem ist eher ein Spiegel der korrupten Verbände; ein Spiegelfechten gegenüber der Öffentlichkeit.

  • am 30.12.2017 um 14:41 Uhr
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    Mit dem Doping in der DDR haben Sie natürlich Recht, bloss war die DDR nur formal kein kapitalistisches Land. Ich bleib dabei: Kapitalismus ordnet sich a l l e s unter. Muss ja, steht doch in seiner Verfassung, dass es neben dem Profit keinen anderen Gott geben darf.

  • am 31.12.2017 um 12:21 Uhr
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    Paul Juds Grundidee von der Disqualition der ersten Drei, ist zweifellos radikal aber immerhin wäre es eine Betonung des «Olympischen Gedankens» mit «Dabeisein ist alles!»… ;o)

    Der Artikel selbst ist gut geschrieben und beleuchtet einen Teil der Doping-Problematik. Diese ist natürlich viel umfangreicher und würde ganze Bibliotheken füllen. Von rein chemischen «Bomben» bis zu teuren aber «diskreteren» Methoden mit Eigenblut, Sauerstoffanreicherungen, Höhentraining usw. die tlw. als «legal» durchkommen. Im Ostblock war das Staatsdoping faktisch der Normalfall. Im kapitalistischen Westen eher «stillschweigend staatsgeduldet» und damals besonders im belgischen Radsport, besonders weitgehend perfektioniert. Einen «belgischen Masseur» in den Rad-Rennställen anzustellen, war die damalige übliche Umschreibung für gewisse Dopingmethoden.

    Später verlagerte sich das auf andere und professionellere Ebenen, u.a. in der Uniklinik Freiburg i.Brsg., ohne die ein solcher Erfolg wie das «Team Telekom» sicherlich nicht gelungen wäre, bis hin zu spanischen «Fachärzten» in die heutige Zeit.

    In Spaniens Presse/Karikaturen, gab es viele direktere oder indirekte Anspielungen zum Doping, die so in anderen Ländern nicht vorkamen. In einem solchen Comic z.B. uriniert ein dopingverdächtiger bekannter Sportler in den Tank seines Autos. Im nächsten Bild wird er von der Polizei gestoppt als «irrsinnig schnell Geraster» (in einer zeichnerisch angedeutet, ganz normal lahmen Limousine).

  • am 31.12.2017 um 16:38 Uhr
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    Da heutzutage der Spitzensport kaum mehr etwas mit Körperertüchtigung oder gar (Volks-) Gesundheitsförderung zu tun hat sondern ein profitorientiertes Milliardengeschäft ist, stellt sich für mich schon die Frage, ob man über Doping derart viel Aufhebens machen will. Manager, Megastars aber auch manche Normal-Lohnabhängige nehmen in diesen Zeiten ihre Mittelchen, die einen zur Förderung ihrer Durchsetzungskraft, die anderen um nach Feierabend auf der Autobahn nicht einzuschlafen. Spitzensportler sind, denke ich, in der sogenannten Leistungsgesellschaft neoliberaler Prägung zu einer Art Gladiatoren geworden die angebetet werden wollen und für das «Volk» eigentlich nur noch Spiel als Zugabe zum Brot bedeuten.

  • am 1.01.2018 um 17:52 Uhr
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    Der beste Ansatz wäre, wie von Urs Dietschi genannt, die Abschaffung der «medizinischen Indikation».

    Man muss bedenken: Spitzensport ist von Natur aus nicht gerecht. Wer nur 1,70 m gross ist, wird nie zum Basket- oder Volleyballstar werden. Andere Voraussetzungen sind nicht ganz so augenfällig, aber genauso entscheidend. Damit man eine Chance hat, jemals die Tour de France zu gewinnen, muss man sicher sehr hart trainieren. Aber zusätzlich muss man auch die perfekten Veranlagungen für genau diesen Sport mitbringen. Ob man diese hat, ist Glückssache.

    Wenn man nun Asthmamittel im Radsport generell verbieten würde, dann würde das einfach die Kriterien, was es für eine Radsportkarriere braucht, ein kleines bisschen verändern. Leute mit einem Hang zu Leistungsasthma müssten sich andere Ziele im Leben suchen. Na und? Sie wären damit am gleichen Punkt wie die Mehrheit der Menschen, die aus anderen Gründen auch nicht die perfekten Anlagen zum Radrennfahrer haben.

    Die einzigen Verlierer einer solchen Regelung wären jene Sportmediziner, die sich sich auf das Ausloten des Graubereiches zwischen legalem und illegalem Doping spezialisiert haben.

  • am 3.01.2018 um 21:51 Uhr
    Permalink

    Sehr guter Artikel !

    siehe auch
    http://www.spiegel.de/sport/sonst/doping-wie-sich-us-sportler-zugang-zu-verbotenen-medikamenten-verschaffen-a-1123934.html

    » Ausnahmeregelung Wie sich US-Sportler die Einnahme verbotener Medikamente genehmigen lassen

    Kurz vor den Olympischen Spielen haben US-Athleten zahlreiche Ausnahmegenehmigungen für Medikamente beantragt, die sonst auf der Dopingliste stehen. Das zeigen Dokumente der Hackergruppe «Fancy Bears», die dem SPIEGEL exklusiv vorliegen.

    Zahlreiche US-amerikanische Spitzensportler haben sich offenbar vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro kurzfristig medizinische Ausnahmegenehmigungen für Medikamente beschaffen wollen, die auf der Dopingliste stehen. Das geht aus einem E-Mail-Verkehr zwischen mehreren Mitarbeitern der amerikanischen Anti-Doping-Agentur Usada hervor, der dem Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL von der Hackergruppe «Fancy Bears» zugespielt wurde.

    Demnach waren die Angestellten der Usada im Juni, rund sechs Wochen vor den Spielen in Rio, unter großem Druck. Viele Athleten sollen gleichzeitig und zudem nicht fristgerecht sogenannte TUE beantragt haben."

    Zitiert man so einen Spiegel Beitrag, mit Quellenangabe, ohne weiteren Kommentar, in einem Yahoo Forum, ist der innerhalb von 5 Minuten gelöscht, wie ich persönlich erlebte !

  • am 19.06.2019 um 22:28 Uhr
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    Die Ärzte im Teufelskreis.
    Ärzte halten Asthma für unheilbar, aber das ist ein Teufelskreis, denn sie meinen mit Medikamenten. Dann stimmt es, aber das schließt Yoga aus. Ich heilte mein chronisches Asthma mit der bei Asthma empfohlenen Yogaübung Uttanasana. Man beugt sich nach vorne und erweitert die Lunge. Nach eine Zeitlang wird das Asthma geheilt. Siehe https://youtu.be/InxsrVxjnQ0?t=276
    Also:
    Das Asthma kam mit das Zwerchfell schwächende Mundatmung und ging mit kräftigender Yogaübung. Das ist eine Banalität.
    Solche Forschung würde den Sport von schrecklichem Medikalismus und von der Fachidiotie befreien.

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