ABC_SRF3

Das Kartenspiel zur gleichnamigen Sendung auf SRF 3. © Screenshot Website SRF

Bimbo und Quotenfrau – SRF 3-Spiel mit inakzeptabler Wortwahl

Monique Ryser /  Das von SRF mitverlegte Fragespiel ABC SRF 3 benutzt rassistische und frauenfeindliche Ausdrücke.

Es ist legendär, das Spiel ABC SRF 3. Hörerinnen und Hörer bekommen von Montag bis Samstag um 07.50 Uhr einen Buchstaben vorgegeben und müssen Begriffe mit diesem Anfangsbuchstaben raten. Zwölf richtige Antworten in 45 Sekunden ist das Ziel. Schnelligkeit und Fantasie sind bei diesem beliebten Format gefragt. Damit Hörerinnen und Hörer auch zu Hause ihr Gehirn trainieren können, gibt es dazu im SRF-Shop das gleichnamige Kartenspiel. Es wurde zusammen mit der Firma Game Factory auf den Markt gebracht. Für 14.90 Franken ist die neuste Version «mit 2000 neuen Fragen» lieferbar, «als perfekte Vorbereitung», wie auf der SRF-Website zu lesen ist. Die Fragen sind auf Schweizerdeutsch formuliert und lauten beispielsweise unter dem Buchstaben T: «dörf nid fähle bim Zelte». Richtige Antwort: «Taschelampe.»
Soweit so gut. Bei Karte Nummer 232 mit dem Buchstaben «H wie Hackfleisch» kommt dann die Frage «Ghilf oder Bimbo». Richtige Antwort: Handlanger. Bimbo? Im Duden steht zu diesem Ausdruck: «Mensch von dunkler Hautfarbe (stark diskriminierendes Schimpfwort).» Wie kann es sein, dass ein solcher Ausdruck in ein Fragespiel Eingang findet, das von SRF mit seinem Label versehen wird?

Rüge vom Ombudsmann
Es ist nicht das erste Mal, dass ABC SRF3 wegen unpassendem Sprachgebrauch kritisiert wird: 2018 gab es eine Rüge vom Ombudsmann: Eine Hörerin hatte sich beschwert, dass die Frage gestellt wurde: «Von was hat die Frau zwei?» Die erwartete Antwort lautete «Brüste». Ihre Kritik, diese Frage sei sexistisch, wurde vom Ombudsmann vollumfänglich geteilt. Er schrieb: «Die Frage mitsamt der Antwort ist sexistisch und hat in den Programmen von SRF keinen Platz.» Der damalige SRF 3-Redaktionsleiter Pascal Scherrer gab folgende Stellungnahme zum Sachverhalt ab: «In der ABC SRF 3-Ausgabe vom 12. September 2017 stellt die letzte Frage tatsächlich einen unnötigen Fauxpas dar, den wir bedauern. Zumal das Konzept keine Art von Provokation vorsieht. Ich kann Frau X versichern, dass wir bei SRF 3 auch Spiele-Fragen nach journalistischen Kriterien behandeln, bzw. gestalten. Im Falle von ABC SRF 3 heisst dies, dass die Fragen korrekt, klar und nicht verletzend oder abwertend sein sollen. Wir haben deshalb die Redaktion der Spiele-Fragen an ihre Sorgfaltspflicht erinnert und sie angewiesen auf deplatzierte Fragen zu verzichten.»

Chefin, nicht wegen des Könnens
Auch SRF-Moderator Roman Kilchsperger kam wegen der sexistischen und dümmlichen Frage nach der Körbchengrösse in die Kritik und löste eine Empörungswelle aus. Doch beim Frauenbild scheint SRF nach wie vor einige Probleme zu haben: In besagtem Spiel wird auf der Karte Nummer 267 unter Buchstaben Q gefragt: «Frou wo nöd wägm Chönne Chefin isch.» Man ahnt die Antwort: «Quotenfrau». Folgerichtig lautet unter dem Buchstaben T auf der Karte Nummer 284 die Frage nach der Antwort «Teppichetage»: «wo die oberschte Chef ihri Büro hend.» Nun, in der Teppichetage von SRF residiert seit rund einem Jahr Nathalie Wappler als Chefin und der Radio-Informationsabteilung steht mit Lis Borner ebenfalls eine Frau vor. Wenn wir Glück haben, führt das dazu, dass in der Wahl der Sprache eine grössere Sensibilität eingefordert wird. Die Programme von Radio und Fernsehen SRF haben höheren Anforderungen zu genügen als ein Podcast oder Youtube-Video einer Privatperson.
Laut Eigenwerbung ist das Spiel ABC SRF 3 ein «rhetorisches Ping-Pong für Fortgeschrittene». Die vorgängig erwähnten Fragen zeugen aber nicht unbedingt von Fortschritt – weder im Denken, noch in der Sprache. Wenn SRF schon seinen Namen für ein Spiel hergibt, wäre es das Mindeste, vorgängig zu kontrollieren, was unter dem eigenen Markennamen erscheint.


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3 Meinungen

  • am 16.01.2020 um 12:13 Uhr
    Permalink

    Hmmm. Dass Frauen zwei Brüste haben, ist nun also schon sexistisch? Wie viele wären denn unsexistisch?
    Im Duden steht nicht, dass “den Bimbo spielen“ gängiger Ausdruck in der Arbeiterschicht ist, und bedeutet auf den Job eines Handlangers reduziert zu werden? Ist das nicht eher ein Problem des Elitarismus der Duden-Redaktion?
    Dass die männliche Form den gemischtgeschlechtlichen Plural ausdrückt ist auch so ein “Problem“, dass die deutsche wie auch viele andere Sprachen in sich tragen, aber kaum die Chefs von SRF schuld daran sind.
    Diesen Artikel finde ich jetzt etwas viel Sprachpolizei. Lieber mal gleicher Lohn und gleiche Rente für Frauen, Stopp von häuslicher Gewalt, Aufhebung der Kleiderverbote für muslimische Frauen, und andere konkrete Schritte gegen Diskriminierung und Rassismus.

  • am 16.01.2020 um 22:30 Uhr
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    Die political correctness treibt immer skurrilere blüten. Dieser artikel und die darin beschriebenen angeblichen verfehlungen ist ein schönes beispiel dafür. Seit wann ist es unanständig zu sagen dass die frau zwei brüste hat? In welcher welt leben solche leute? Gottlob sind sie nicht repräsentativ für die gesamtbevölkerung. Je mehr man sich in diese ecke verrennt, um so mehr fördert man den aufstand dagegen. Beim genderismus sind wir schon so weit, der begriff hat sich zum schimpfwort entwickelt. Und die übertriebene correctness wird immer mehr abgelehnt. Sie ist mitschuldig am niedergang der sp, die sich von der arbeiterpartei zur partei der political correctness gewandelt hat.

  • am 17.01.2020 um 07:13 Uhr
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    soso, bimbo heisst also «Mensch von dunkler Hautfarbe (stark diskriminierendes Schimpfwort).»
    Ich würde eher sagen, es heisst Kleinkind in einer Schweizer Landessprache. Bildung ist besser als Empörung, auch in diesem Fall.

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