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Redaktionssitzung der «Republik» in Zürich © republik

Die «Republik» kann weiter durchstarten

Urs P. Gasche /  Fast 60 Prozent der Erst-Abos wurden erneuert. Ab Februar nutzen 17'000 Zahlende das Online-Magazin – wie häufig, bleibt geheim.

Die Artikel des Online-Magazins «Republik» sind inhaltlich, sprachlich und optisch gut aufbereitet und anspruchsvoll. Im Vordergrund stehen Beiträge, die grössere Zusammenhänge erklären. Es folgen vertiefte Diskussionen um grundsätzliche Fragen der Demokratie mit dem Ziel der «kritischen Wissens- und Meinungsbildung». Nach Eigenaussagen will das «schlanke, schlagkräftige Magazin» die «Demokratie fördern, indem es den Journalismus als vierte Gewalt stärkt».

Tatsächlich haben die grossen Medien der «vierten Gewalt» im letzten Jahr erneut Federn gelassen: Die Zeitungen Le Matin, L’Hébdo und die TagesWoche wurden eingestellt, die Basler Zeitung verkauft und die SDA einer dramatischen Sparrunde unterworfen. Die AZ-Medien (Aargauer Zeitung, Solothurner Zeitung, Basellandschaftliche Zeitung) verbreiten neu zu einem grossen Teil die gleichen Artikel wie die NZZ-Regionalzeitungen St. Galler Tagblatt und Luzerner Zeitung mit ihren Kopfblättern. Und Tamedia beliefert mit ihrem Mantelteil die überregionalen Seiten von insgesamt 18 Tageszeitungen.

Erfreuliche Entwicklung der «Republik»

Es überrascht deshalb nicht, dass das Interesse an ergänzenden Informationen Jahr für Jahr steigt. Dazu zählen seit längerem die journalistischen Online-Angebote von zentralplus, tsüri, Journal21 und eben auch Infosperber.
Neu dazu kam exakt vor einem Jahr die «Republik». Wer deren Inhalte lesen möchte, muss für ein Jahresabonnement 240 Franken zahlen. Schon zum Voraus lösten beachtliche 16’000 Interessierte ein Abonnement, so dass schon vor dem Start rund 3,5 Millionen Franken zusammenkamen. Im Laufe des ersten Jahres kamen noch 7500 Zahlende dazu. Die «Republik»-Macher erwarteten, dass von den Erstabonnenten, welche vor dem Start die Katze im Sack kauften, etwa die Hälfte aussteigen wird. Jetzt sind es nur 40 Prozent – die Macher bewerten dies als ein «sehr erfreuliches Resultat».

Investoren und Spender, darunter die Brüder und Erben Daniel und Marcel Meili, die Immobilienfirma Mettiss AG und der alternative Immobilienunternehmer Steff Fischer, stellten zusammen weitere 3,5 Millionen Franken Startkapital zur Verfügung, so dass im ersten Jahr ein Budget von 6 Millionen Franken zur Verfügung stand.
Daniel Meili hatte in der NZZ erklärt, er betrachte die «Republik» als Versuch, unter den neuen und alternativen Medien «in einer andern Liga» zu spielen. Ende 2018 verfügte die «Republik» über 36 Vollzeitstellen.

Der Erfolg bei der Abo-Erneuerungsquote nach Ablauf des ersten Jahres erlaube es, das Budget im laufenden Jahr lediglich um 10 Prozent zu kürzen, erklärte «Republik»-Sprecher Christof Moser. Die «Republik» rechne damit, dass unter denen, die erst nach dem Start abonnierten, 65 Prozent bei der Stange bleiben. Unter denen, die das Abo bereits einmal erneuerten, sollen es 75 Prozent werden.

Ein Vergleich der «Republik» mit Infosperber

  • Beide Online-Plattformen sind journalistische Angebote. Beide möchten grosse Medien ergänzen mit relevanten Informationen, Analysen und Hintergrundberichten. Beide verzichten auf die Bereiche Sportresultate, Wetter, People, Unglücke und Verbrechen. Beide publizieren pro Tag im Schnitt drei neue Beiträge.
  • Die Online-Zeitung Infosperber ist ein gemeinnütziges Projekt und steht deshalb der Öffentlichkeit kostenlos zur Verfügung. Wer freiwillig spendet und Infosperber damit finanziert, ermöglicht gleichzeitig allen andern Interessierten den kostenlosen Zugang zu den Informationen. Wer «Republik» lesen möchte, muss zum Preis von 240 Franken pro Jahr Abonnent oder Abonnentin werden.
  • Bei Infosperber können alle Leserinnen und Leser Artikel mit ihren eigenen Informationen oder Meinungen ergänzen. Bei der «Republik» sind diese Kommentarspalten auf den Kreis der Abonnentinnen und Abonnenten beschränkt. Das erlaubt einen Meinungsaustausch im kleineren Kreis.
  • Die Kosten sind extrem unterschiedlich: Infosperber konnte im Jahr 2018 Spendengelder in Höhe von 250’000 Franken ausgeben, von denen dank viel unbezahlter Arbeit 90 Prozent der redaktionellen Arbeit zugute kamen. Bei der «Republik» geht von den 6 Millionen Franken ein Anteil von 70 Prozent an Journalistinnen und Journalisten, der Rest an Infrastruktur, Administration, Marketing und andere Tätigkeiten.
    Ein veröffentlichter Artikel kostet bei der «Republik» rund 5’400 Franken, bei Infosperber dank viel unbezahlter Arbeit 230 Franken.
  • Infosperber-Artikel werden monatlich von rund 160’000 «Unique Usern» gelesen. Die «Republik» gibt nicht bekannt, ob die zahlenden Abonnentinnen und Abonnenten das Online-Magazin nur gelegentlich oder regelmässig besuchen. Wie stark die «Republik» von der Leserschaft genutzt wird, bleibt deshalb unbekannt.


Redaktionsräume der «Republik» in Zürich. Foto Jan Bolomey

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Frühere Artikel über die «Republik»:

4.12.2018: Das Interesse an ergänzenden Informationen steigt weiter

1.3.2018: Medienkritik – bitte recht «freundlich»
12.1.2018: Ariane Tanner: Das Jahr 0 der «Republik»

21.5.2017: «Wir müssen liefern, sonst sind wir geliefert»

Weiterführende Informationen


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Der Autor ist Mitglied der Redaktionsleitung von Infosperber und Gründer der «Schweizerischen Stiftung zur Förderung unabhängiger Information» SSUI.

Zum Infosperber-Dossier:

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Medien: Trends und Abhängigkeiten

Konzerne und Milliardäre mischen immer mehr mit. – Die Rolle, die Facebook, Twitter, Google+ spielen können

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5 Meinungen

  • am 15.01.2019 um 12:17 Uhr
    Permalink

    Zu Infosperber fand ich eher zufällig, als Urs P. Gasche in irgendeinem Mailverteiler mit viel Gezänk und Schrott, dort höflich um seine Adresslöschung bat. Die Vielfalt der Themen hier, gerade für einen Deutschen mit sehr viel Schweizbezug wie mich, ist ideal. Was ebenso bestens ist, sind die unterschiedlichsten Leserkommentare. Diese Leserkommentare und oft sogar Links mit dabei, bringen gerade bei völlig konträren Meinungen, auch das eigene Denkgebäude zur immerwährenden Selbstkritik und Nachdenklichkeit. Genauso sollte idealerweise auch Journalismus ablaufen. Möglichst «neutral» berichten und den Lesern zutrauen, sich ihre eigene Meinung dazu zu bilden. Das ist heute mancherorts leider schon recht selten geworden. Dies finde ich bei Infosperber sehr gut!

    Werner Eisenkopf, Runkel/D.

  • am 15.01.2019 um 22:47 Uhr
    Permalink

    Ich bin treuer Leser sowohl von Infosperber, wie auch der Republik. Ich schätze beide Publikationen sehr und überweise der einen gerne meine Spende und der anderen den Abo-Betrag. Nach der äusserst bedenklichen Verflachung der grossen Medien von Ringier, Tamedia und NZZ empfinde ich Infosperber wie Republik als erfrischende und unbedingt notwendige Alternative. Ich bin dankbar, dass es die beiden Publikationen gibt und wünsche beiden einen langen Erfolgsweg.

  • am 16.01.2019 um 00:46 Uhr
    Permalink

    Meiner Meinung nach erfüllt die «Republik» eine ‹Gatekeeper"-Funktion im freien / alternativen Medienspektrum. Über das Festhalten des Whistleblowers Julian Assange in der ecuadorianischen Botschaft in London wird nicht berichtet, weil es ihrer Ansicht nach irrelevant sein. Auf diesem Portal wird – wie man es von den westlichen Leitmedien gewohnt ist – undifferenziert gegen Putin und Russland geschossen. Wer das Handeln des US-Milliardärs George Soros – der schon einige Revolutionen in Osteuropa und im Nahen Osten gesteuert hat – kritisiert, der ist laut Republik sehr wahrscheinlich ein «rechter Verschwörungstheoretiker» oder «Antisemit». Sarah Wagenknecht wird «Populismus» und «Nationalismus» vorgeworfen, nur weil sie die Migrationspolitik und die grenzenlose Willkommenskultur kritisiert. (Zurecht, denn ein Sozialstaat kann nur funktionieren, wenn genügend Leute mit genügend Einkommen da sind, die in das Sozialsystem einzahlen. Daher ist ein Sozialstaat ohne sichere Grenzen ein Widerspruch in sich. Aber das ist ein anderes Thema.)
    Siehe: https://swprs.org/die-republik-und-das-imperium/

  • Portrait_Beat_Glogger
    am 16.01.2019 um 05:56 Uhr
    Permalink

    Infosperber unterschlägt bei der Aufzählung «ergänzender Informationsangebote» (zentralplus, tsüri, Journal21) die Plattform higgs.ch (www.higgs.ch).
    Higgs ist seit dem 11.1.2018 online und fand in der Medienbranche einige Beachtung (Medienecho: https://bit.ly/2TYQdeb).
    Higgs widmet sich dem gesamten Bereich von Wissenschaft und Forschung, weil diese die Grundlage der Gesellschaft und damit demokratierelevant sind, aber in der Schweiz bloss noch die Häuser NZZ, Tamedia und SRF eigene Wissen-Redaktionen betreiben.
    Higgs hat ein einmalig breites Angebot vom Kinderprogramm bis zum einstündigen Live-Event. Pro Tag publizieren wir im Schnitt 3 Beiträge.
    Von allen ergänzenden Angeboten hat Higgs weitaus die grösste Reichweite, weil wir die Inhalte an Medien liefern, die kein WISSEN haben (Blick online, Südostschweiz, Bieler Tagblatt, Freiburger Nachrichten, Zürcher Oberländer, nau) oder ergänzt deren Angebot (AZ). Insgesamt beträgt so die Leserschaft von über 1 Mio. im Print und rund 3 Mio. online. Auf Facebook weist Higgs nach einem Jahr 3680 Abonnenten aus (Infosperber nach 8 Jahren 5888).
    Higgs ist gemeinnützig und steht der Öffentlichkeit kostenlos zur Verfügung. Es verzichtet auf Werbung, finanziert sich über Spenden und bei einzelnen Formaten Sponsoring. Im Dezember wurde die Stiftung «Wissen für alle» (www.wissen-fuer-alle.ch) gegründet (https://bit.ly/2FFE5e9). Diese fördert den Wissenschaftsjournalismus allgemein und die Plattform higgs.

  • am 16.01.2019 um 22:53 Uhr
    Permalink

    "Kommentarspalten auf den Kreis der Abonnentinnen und Abonnenten beschränkt. Das erlaubt einen Meinungsaustausch im kleineren Kreis."
    Cool, Meinungsaustausch in der Echokammer hinter der abgeschotteten Bezahlschranke.
    Dann lese und supporte ich doch lieber die Freien Denker: https://dushanwegner.com/freie-denker/

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