NoBillagKopie

An der SRG hängen TV- und Radioprogramme aller Landesteile © srg

Wenn die SRG weg ist, ist sie weg

Daniel Eckmann /  Die No-Billag-Initiative hetzt auf und blendet die Folgen aus. Ein Ja würde den Medienplatz Schweiz als Ganzes schwächen.

Red. Der Autor war 2004 bis 2011 stellvertretender Generaldirektor der SRG und vorher während zwölf Jahren Informationschef von Bundesrat Kaspar Villiger im Militär und im Finanzdepartement. Heute ist Eckmann Partner im Zürcher Beratungsunternehmen «Klaus Metzler Eckmann Spillmann» und Lehrbeauftragter an der Universität Bern.

Klar, eine Institution soll man kritisieren, wenn sie Fehler macht. Aber es ist gefährlich, deswegen gleich eine ganze Institution zu zerschlagen. Denn damit zieht man allen Lichtern den Stecker, auch den vertrauten und lieb gewonnenen. Ich spreche von der SRG, um deren Existenz ich mir Sorgen mache. Nicht aus geschuldeter Loyalität. Sondern weil ich überzeugt bin, dass sie für die Schweiz insgesamt ein Gewinn ist. Und ihr Verschwinden ein Verlust. Mehr als man auf Anhieb denkt.
Die SVP sägt seit Monaten an dieser trotz Fehlern wichtigen Institution. Auch die Verlagshäuser sägen mit. Eine unübliche Allianz. Die einen haben politische Motive, die anderen erhoffen sich vom Aus des grossen Konkurrenten mehr Luft im Markt. Nur geht das nicht auf. Denn die mit dem SRG-Tod verbundene Marginalisierung des Schweizer Medien- und Werbemarktes müssten im Endeffekt just jene teuer bezahlen, die ihr Wachstum im Niedergang des audiovisuellen Zugpferds sehen. Eine Nivellierung nach unten ist nie ein Erfolgsrezept. Um tote Zugpferde herum wird es rasch einsam. Und Profiteure wären nicht wie ersehnt die heimischen Medien, sondern die internationale Konkurrenz, die sich ins Fäustchen lacht, wenn nach einem historisch einmaligen Eigentor die grossen Werbebudgets abwandern und bei den bereits heute übermächtigen Giganten landen. Die Hoffnung auf plötzlich erblühende Privatsender ist trügerisch. Man schaue nur einmal bei Berlusconi fern.

Bestehen gegen die Grossen

Ein eigenständiger audiovisueller Medienraum hat eine kritische Grösse, die sich nach internationalen Standards bemisst. Benchmark ist nicht Tele Oberhasli, Benchmark sind die Rechte-Inhaber der Olympischen Spiele, der Filme, des weltweiten News-Exchange. Schon die ganze Schweiz ist im Vergleich zu den Nachbarmärkten dafür zu klein. Geschweige denn unsere Landesteile mit gleich vier verschiedenen Sprachregionen, die alle Anspruch auf umfassende Versorgung haben. Nicht die SRG-Gebühr ist teuer, sondern die Vielfalt der Schweiz und unsere Stärke, auch Minderheiten gleichwertig am Service public teilhaben zu lassen. Das sind Angebote für alle Regionen, für Junge und Alte, Hör- und Sehbehinderte, für speziell und allgemein Interessierte, für das ganze kulturelle Spektrum vom Hörspiel über Klassik bis zu Jugendsendungen und Krimis. Vergessen wir nicht: Die Schweiz ist bis zu 10-mal kleiner und hat somit bis zu 10-mal weniger Gebührenzahler als die Länder ringsum. Und auch die Werbeminute ist bei uns ein Vielfaches weniger wert. Die ARD hat pro Jahr 8 Milliarden Franken zur Verfügung, die SRG für viersprachiges Radio und Fernsehen insgesamt nur ein Fünftel. RAI hätte das gesamte Tessiner-Budget schon im Februar aufgebraucht. Und doch besteht die SRG gegen die Grossen in Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien. Jeden Tag. Das fällt nicht vom Himmel.
Umfassendes Leistungspaket

Beim Fernsehen sind die Eigenproduktionen am teuersten. Sie machen den Unterschied aus – und sie sind überall gleich teuer, egal wie gross das Einzugsgebiet ist. Denn in einem Vergleichsmarkt muss die gleiche Qualität geboten werden: Das gilt gerade bei der «Tagesschau» oder dem «Echo der Zeit», beim Sport und bei der Unterhaltung, bei Reportagen und eigenen Filmen. Das, was man Service public nennt, ist also ein umfassendes Leistungspaket. Das kostet, wird aber jeden Tag von Millionen von Menschen geschaut, gehört und geschätzt. In Amerika kann man sehen, was passiert, wenn der Service public auf unrentable Sparten wie Politik, Religion und Kultur reduziert wird: Es gibt kein unabhängiges Radio und Fernsehen mehr. Und wenn sich die Sehgewohnheiten mit der Digitalisierung verändern, dann ist eine intakte SRG die bessere Basis um mit der Moderne Schritt zu halten als ihre Trümmer.
Die Abschaffungsinitiative ist ein gefährliches Spiel. Sie hetzt auf und blendet die Folgen aus. Schon der Titel ist trügerisch. Es geht ja nicht um die Billag. Sie ist bloss die Inkassostelle. Es geht um die Stärke unseres Medienplatzes, auf dem die SRG und die Verlage der Auslandskonkurrenz gemeinsam Paroli bieten müssen. Umso wichtiger ist, dass man nicht in der Hitze einzelner Ärgernisse urteilt. Denn es geht um mehr als um einzelne Sendungen, die einem nicht passen. Es geht um eine Institution, die eine wichtige Aufgabe erfüllt. Denn wenn diese weg ist, ist sie weg. Das ist es, was auf dem Spiel steht.

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Dieses Plädoyer gegen die No-Billag-Initiative erschien im Berner «Bund».

Weiterführende Informationen


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Der Autor war 2004 bis 2011 stellvertretender Generaldirektor der SRG und ist heute Unternehmensberater.

Zum Infosperber-Dossier:

SRG_Dossier

Medien: Service public oder Kommerz

Argumente zur Rolle und zur Aufgabe der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft SRG.

Business_News_Ausgeschnitten

Medien: Trends und Abhängigkeiten

Konzerne und Milliardäre mischen immer mehr mit. – Die Rolle, die Facebook, Twitter, Google+ spielen können

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24 Meinungen

  • am 7.01.2018 um 11:53 Uhr
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    Ich kann mich hier nur wiederholen: Ich bin extrem besorgt.

    Und ich zitiere Jan Bömermann: «Die Schweizer seien doof genug und machen, was Blocher möchte. Wenn No-Billag angenommen werde, sei das Land definitiv kaputt."

    Ich teile diese Meinung uneingeschränkt.

    Wer die Sonntags-Zeitung von heute liest, bekommt einen Vorgeschmack darauf, was uns erwartet.
    Das Thema NoBillag wird von Leuten bewirtschaftet und befeuert, die unsere Demokratie lenken und am Werbekuchen nagen wollen.

    Wo sind die Gegner von NoBillag? Man findet sie weder in Leserbriefen noch in redaktionellen Beiträgen. Es wird jetzt schon gelenkt und gesteuert.

    Es ist die einzige Initiative, gegen die ich auf die Strasse gehen würde.

  • am 7.01.2018 um 12:16 Uhr
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    Dass die SVP keine Freude hat an der heutigen SRG ist offensichtlich. Aber für mich ein wichtiger Grund sie nicht zu opfen. Wir brauchen Blocher-freie Medien. Und ohne SRG kann es teuer werden: Wer jetzt einen Franken pro Tag mit einem Ja zu „No Billag“ sparen möchte, riskiert, dass er als Fernsehkonsument bald bedeutend mehr bezahlen muss: Teures Pay-TV für Sportsendungen, spezielle Abos je nach Musikwünschen, Gebühren für Spielfilme u.s.w. Geht da die Rechnung wirklich auf?

    Martin A. Liechti, Maur

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 7.01.2018 um 12:20 Uhr
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    Ehrlich gesagt kann ich die Panik von wegen der No-Billag-Initiative nicht nachvollziehen. So wenig die Kirchen untergehen würden bei der Abschaffung des Kirchensteuerprivileges, welcher für sie zwar wichtiger bleibt als die Existenz Gottes, wird das Echo der Zeit nicht untergehen. Ich wäre bereit, für die SRG jährlich etwa gleich viel zu bezahlen wie für Infosperber. Selber habe ich die «Botschaft» abonniert, die Aargauer Zeitung, das Wynentaler Blatt, den Anzeiger für das Michelsamt, die Neuen Wege, den Sonntag, und ich bleibe der Ueberzeugung, dass die Lokalzeitung für unsere Demokratie wichtiger bleiben als die SRG. Ein Zwangsabonnement finde ich menschenrechtswidrig genauso wie den Zwang, Militärdienst leisten zu müssen. Objektiv sind Steuergelder für Sicherheitsaufgaben staatspolitisch zwar eher gerechtfertigt als solche für zwangsabonnierte Medien. Selber kämpfte ich vor 50 Jahren gegen die Zwangsverfassung der Zürcher Studentenschaft, damals eine klare politische Manipulation des Andersdenkenden. Zum selbständigen Denken waren wir noch nie auf öffentlichrechtliche Medien angewiesen. Andererseits gehe ich aber durchaus davon aus, dass die Initiative abgelehnt wird. Für meine liebe verstorbene Mutter waren nun mal, wie für viele ihrer Generation, die Kirche einerseits und das Samstagabendprogramm von DRS zentraler Lebensinhalt ihrer alten Tage. Sie erzählte mir bis eine Stunde lang und länger, wie es Kurt Felix beim letzten Teleboy gemacht habe. JA, SRG braucht Geduld.

  • am 7.01.2018 um 13:21 Uhr
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    Pirmin Meier, Ihr Exponat mit Reflektion auf Ihre ehrenwerte Mutter in Ehren, gespickt mit rückbezüglichen Definitionen wie Kirche, Studentenmobbing, politische Manipulationen in damaligen Studentenkreisen (war selber einer) bringt es nicht auf den Punkt. Bei dieser Initiative gilt es zu unterscheiden zwischen den Interessen einer
    privatwirtschaftlich und entsprechend politisch gesteuerten Interessenlage mit deren
    Dogmen und Doktrinen und einer (wenn auch kritisch zu hinterfragenden)staatsstrukturellen Aufgabe, der sprachlichen Vielfalt unseres Landes gerecht zu werden. Die SRG erhebt nicht den Anspruch, ein Bildungsinstitut zu sein, hat und kann aber zur Vielfalt unserer – von der Geschichte her gesehen – vielfältigen Kultur etwas
    beitragen, was übrigens der Grundgedanke war. Horrorszenario für mich ist die
    Idee einer «Berlusconisierung» der optischen Presse, wie Martin A. Liechti aus Maur in seiner diesbezüglich präzisen Äusserung darlegt.

  • am 7.01.2018 um 13:47 Uhr
    Permalink

    Verantwortungsdeal. Mein Wort zur Nobillag.

    SRF hätte den Auftrag, unsere Verantwortung für gute und breite Information zu gewährleisten, von jeder wichtigen Sache verschiedene Blickpunkte zu präsentieren, damit wir uns in eigener Verantwortung und Regie positionieren können.
    Hätte.
    Aber damit haben sie entweder noch nicht angefangen oder es ging an ihnen vorbei..
    Das werf ich ihnen vor. Und auch uns, weil wir es nicht sanktioniert haben.
    Und zur Entlastung für beide: Es scheint als Prinzio nicht wirklich zu funktionieren:

    Warum? Weil Verantwortung NIE NIE NIE in meinem Sinn wahrgenommen wird. NIE. Der Papst spricht nicht mit Gott über mich und berichtet mir. Die BVGs schlafen tief im vorletzten Jahrhundert und schauen vorallem, dass sie keine Arbeit haben. Die Banken verkaufen diejenigen strukturierten Produkte mit tollen Namen, die keiner versteht und schwups ist schon wieder Nestle und Monsanto drin. Keiner dieser Verantwortungsnehmer wird je in meinem Sinn handeln.
    Und ehrlich gesagt, wenn wir Verantwortung für des Nachbarn Kinder übernehmen, wir tuns ja genau so und geben eben ‹unser Bestes›. Der Verantwortungsdeal funktioniert nicht.
    Deshalb bleibt die Verantwortung für meine Information und die Schlüsse daraus bei mir. Das ist auch am Günstigsten so.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 7.01.2018 um 13:52 Uhr
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    @Privatwirtschaftlich ist relativ weniger politisch als öffentlichrechtlich; allein mit Blocherpsychose kann man Strukturzwang nicht angemessen begründen – publizierte selber gestern zwar einen langen Blocherkritischen Artikel zum Thema Robert Grimm in der Schweiz am Wochenende, dort Sparte Wissen – dabei bleibt es aber ein Fehlurteil, öffentlichrechtlich sei nicht politisch, privat sei politisch, selbstverständlich ist alles politisch, die Frage ist, ob Zwang vernünftig ist, siehe das von mir als mündiger Christ seit 47 Jahren bekämpfte Kirchensystem, das aber immerhin gottseidank noch Austritt ermöglicht. Zwangsabonnement bleibt für den Andersdenkenden stets diktatorisch! Dabei habe ich Verständnis für Kulturschaffende, wie die Filmemacher, die oft auf DRS angewiesen sind, dass sie die Initiative bekämpfen, habe nichts gegen ihre Bergbauern-Subventions-Mentalität, wobei aber Medien uns jetzt schon mehr kosten als die Landwirtschaft. Aber ehrlich gesagt, ohne das Feindbild Blocher, der selber nicht mehr sehr lange eine grössere politische Rolle spielt, gäbe es keine irgendwie noch verwendbaren Argumente für ein Zwangsabonnement. Selber hatte ich nie einen Fernsehanschluss, und ich gehe davon aus, dass die Leute, die keine öffentlich-rechtlichen Fernsehinformationen benötigen, politisch genau so gut informiert sein können wie diejenigen, die sich über irgendwelche läppischen Sendungen aufregen, was ja bei Infosperber ebenfalls immer wieder mal erregte Diskussionen auslöst.

  • am 7.01.2018 um 14:30 Uhr
    Permalink

    Ist denn wirklich nicht zu vermitteln, dass eine Annahme der No-Billag-Initiative nicht nur die bei einigen unbeliebten «Zwangsgebühren» abschafft, sondern unweigerlich das Aus der SRG nach sich zieht. Der Initiativtext, der in die Verfassung käme, enthält mit den Übergangsbestimmungen keinen Rettungsanker irgendwelcher Art. Im Gegenteil. Den Initianten geht es nur vordergründig um die Abschaffung der Billag-Gebühren, sie zielen auf die Zerschlagung der SRG.

  • am 7.01.2018 um 14:41 Uhr
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    @Eva Caflisch: Eine Scheidungskonvention ist eine Scheidungskonvention. Die regelt nicht die neue Liebe danach (wenn sich die überhaupt regeln lässt).
    Das Feuer macht die Asche.
    Und danach steigt der Phönix aus der Asche hoch.
    Eins nach dem Andern.
    Jedes Vacuum zieht das neue passende zeitgemässe an. Aber zuerst muss rausgeworfen werden.
    Nichts steht uns im Wege, später etwas angemessenes in die Verfassung zu schreiben.. die meisten Abstimmungen tun ja genau das, nicht das streichen.

  • am 7.01.2018 um 14:43 Uhr
    Permalink

    Ich denke wir sind uns einig, Silvio Marocco, wir wollen weder eine Berlosconisierung noch eine Verblochung unserer heute doch recht breit aufgestellten Medienlandschaft. Ein Radio Herrliberg würde das hervorragende Echo der Zeit nicht ersetzen. Martin A. Liechti, Maur.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 7.01.2018 um 14:55 Uhr
    Permalink

    @Caflisch. Die SRG war ein auf dem regionalen Gedanken wurzelnde, eigentlich nichtstaatliche Genossenschaft. Sie wird mit möglicherweise grösserer basisdemokatischer Bedeutung als bisher weiterexistieren, wenn der Wille da ist, sie weiterbestehen zu lassen. Es kann sein, dass das Gewicht des einzelnen Genossenschaftsmitglieds wieder wichtig wird, nicht für Alibis verwendet werden kann. Für diverse bei der Annahme der Initiative entstehende Probleme, etwa rätoromanische Sendungen, gibt es immerhin noch den Sprachenartikel in der Verfassung, an Ideen wird es den Parlamentariern da sicher nicht mangeln. Die Fernsehversorgung in der Schweiz wird bei einer Annahme etwa so «katastrophal» betroffen sein wie die Ausländer in der Schweiz nach Annahme der Masseneinwanderungsinitiative. Ohne den Willen der Mehrheit des Parlaments kann in der Schweiz ohnehin nichts durchgesetzt werden. Auch der «Schaden» von Minders Initiative, 2013 im ZDF als Revolution verkündigt, hielt sich in sehr engen Grenzen, es gab keine vom Werbefilm angedrohte Flüchtlingswelle ins Ausland, obwohl die Initiative nicht nutzlos war, einiges an kleineren Reformen und mehr Transparenz bewirkt hat, was ich mir natürlich auch vom Ja zur No-Billag-Initiative erhoffe. Nach dem mutmasslichen Nein bei der derzeitigen geballten Kampagne kommt aber dann wohl vermutlich bei ehrenvollem Abschneiden eine Halbierungsinitiative.

    Caflisch: Ohne SRG sagte man 1481 in Mailand Bruder Klaus noch nach, er sei «informato del tutto!"

  • am 7.01.2018 um 15:08 Uhr
    Permalink

    @Meier. Macht Spass, die Argumente zu lesen. Allein, mir fehlt der Glaube. Bei einem Ja zu der Initiative werden jene Kräfte in Österreich und Deutschland, die schon länger gegen beispielsweise das ZDF oder den Ö1, oder gleich gegen alle gebührenfinanzierte öffentlich-rechtliche Medien zündeln, so richtig Aufwind bekommen.
    Aber bei uns könnte man ja auch mal andere «Zwangsabgaben» ins Visier nehmen: die AHV, die Krankenkassen etc.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 7.01.2018 um 15:17 Uhr
    Permalink

    Noch was zur Pragmatisierung der Debatte: So lange man, was bei vielen Initiativen der Fall ist, sich des Eindrucks nicht erwehren kann, es sei nicht alles ganz ausgegoren, ist ein Nein im Zweifelsfall wohl nicht unvernünftig. Ehrlich gesagt aber, liebe Frau Caflisch, müssen diesmal die Gegner auf die Strukturkonservativen hoffen, das Fernseh-Altersheim. So sieht es zumal bei der Nein-Kampagne in der Innerschweiz aus. Und übrigens was meine in diesen Zusammenhang als Vergleich zitierte Meinung zur Trennung von Kirche und Staat betrifft: Ich beantragte seinerzeit im AG Verfassungsrat eine Uebergangsfrist von 50 Jahren. Strukturveränderungen brauchen Zeit, selbst wenn man sie grundsatzpolitisch durchaus befürwortet. Der Vergleich mit der Kirche ist insofern nicht daneben, als die SRG – wie es die Kirchen auch immer wieder für ihre Gemeinschaften betonten – sich als für den «Zusammenhalt» wichtig darstellen. Auch diese Meinung gehört in Frage gestellt.

  • am 7.01.2018 um 16:08 Uhr
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    „No Billag“ ist ein Angriff auf die Vielfalt der Schweizer Medienlandschaft. Erschreckend wie gross das Wohlwollen für diese Initiative auch in unseren etablierten sogenannten „Qualitätsmedien“ ist. Ist die SRG schlicht zu gut? Gott sei Dank gibt es werbefrei den „Infosperber“ und neu ab 15. Januar die ebenfalls werbefreie „Republik“ als alternative On-line-Zeitungen. Aber leider erscheinen diese Medien nur in Deutsch und können die breit aufgestellte SRG mit ihrem grossen Informationsangebot nur ergänzen aber nicht ersetzen. Auch braucht es für die ältere Generation trotz Internet immer noch Radio und das Fernseh-Altersheim. Nicht nur für Sehbehinderte ist das „Echo der Zeit“ ein Segen. Deshalb empfiehlt sich am 4. März ein überzeugtes Nein.
    Martin A. Liechti, Maur

  • am 7.01.2018 um 17:26 Uhr
    Permalink

    Pirmin Meier, Strukturveränderungen neuzeitlichen Charakters sind gang und gäbe.
    Dazu gehören wirtschaftliche bedingte Modifikationen, seit – und das wissen Sie – , dem «Konsens von Washington 1947» folgende Neue Weltordnung der Siegermacht
    USA vorgegebene Richtung strikte Folge geleistet wird. Ihrem Vergleich mit der Kirche
    im Zusammenhang mit dieser Initiative kann ich beim besten Willen nicht folgen, da die heutig zelebrierte Art und Weise, wie in meinem Wohnbezirk von dieser Institution
    ohne süffisante Überlagerung biblischer Texte Hilfe für Bedürftige geleistet wird, für mich Vorbildcharakter hat. So viel zu Gemeinschaft und Zusammenhalt. In ultramontan fokussierten Regionen eher weniger – ich wohne am Nordrand der Schweiz. Der Pragmatismus, Herr Meier, den Sie in Ihren sonstigen Kommentaren in diesem Forum vortrefflich anwenden, schwächelt hier im Hinblick auf die Bedeutung
    dieser Vorlage. Pragmatismus in dieser Angelegenheit ist staatsbürgerlich vonnöten,
    um weitere, über lange, lange Zeit gewachsene, über Generationen akzeptierte Gegebenheiten nicht einfach kurzlebigen Interessen zum Opfer fallen zu lassen.
    Wir haben schon genug dieser Opfergänge, finden Sie nicht auch?

  • am 7.01.2018 um 17:39 Uhr
    Permalink

    Der Titel der Initiative ist irreführend.

    Wenn es darum ginge, die Billag abzuschaffen und eine andere öffentliche Finanzierungsform zu finden, wäre ich sofort dafür. Eine Fernsehgebür für jemanden, der keinen Fernseher hat, geht eigentlich gar nicht. Mit dieser Logik könnte man auch Leuten, die kein Auto haben, eine Autobahnvignette verkaufen.

    Aber die Initiative will ja ausdrücklich keine alternative öffentliche Finanzierung für SRF zulassen. Ehrlicherweise müsste sie «No SRF» heissen. Und da werde ich klar ein Nein einlegen.

    Natürlich gibt es keine unpolitischen Medien. Für mich ist ein Mix aus öffentlichen und privaten Medien die beste Lösung. Es geht ja nicht in erster Linie darum, wie sich die kompetentesten Mediennutzer informieren. Die finden schon ihre Wege, wie sie an seriöse Nachrichten und Analysen gelangen. Es geht vor allem darum, wie sich die Mehrheit der Leute informiert. Jene Mehrheit, die in Wahlen und Abstimmungen den Ausschlag gibt.

  • am 7.01.2018 um 19:24 Uhr
    Permalink

    Ich werde Nein zur No-Billag Initiative stimmen. Ein unabhängiges Radio und Fernsehen ist wichtig, das sich nicht von grossen Konzerne mit ihren Radio- und Fernsehspots gängeln lässt, so gut wie eine unabhängige Justiz für den Erhalt unserer Demokratie nötig ist, die nicht durch Politik- und Interessengruppen gesteuert wird.

    Wichtig wäre heute schon, dass es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Schweizer Radios und Fernsehens erlaubt sein müsste Meldungen von US-Nachrichtenagenturen zu hinterfragen. Jetzt wurde von http://www.srf.ch/news gemeldet der verstorbene US-Astronaut John Young habe im April 1972 drei Nächte auf der Mondoberfläche verbracht. Dabei ist längst bekannt: Die sechs Mondlandungen von 1969-1972 gehören zu den Samichlaus und Osterhasengeschichten für Erwachsene, so gut wie die Brutkastenlüge von Kuwait, die Massenvernichtungswaffen des Iraks, wie die Fake News Story von Osama Bin Laden mit seinen 19 mit Teppichmessern bewaffneten Luftpiraten vom 11. September 2001. Die Terroristen die kaum fliegen konnten, sollen damals vier Flugzeuge entführt haben und in New York mit zwei Apparaten drei Wolkenkratzer des World Trade Center zum Einsturz gebracht haben.

    Zu den US-Weltraum und den Osama Bin Laden Fakes News zwei Texte:
    https://ifor-mir.ch/mond-und-mars-haben-selten-so-gut-gelacht-ueber-raumfahrtsplaene-der-erdbewohner/

    Veröffentlichungen zur Operation 9/11, Bin Laden, Insider Deals und WTC-Einsturz
    http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23413

  • am 7.01.2018 um 20:49 Uhr
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    ein kompromiss (halbierung der gebühren) ist genau durch die leute verunmöglicht worden, die sonst immer einen fordern.

  • am 9.01.2018 um 10:25 Uhr
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    @burkhalter: und genau dies ist einer der Gründe die mich zu einem JA bewegen. Wer sich so ins Knie schiesst ist selber schuld. Liefern statt lafern wäre angesagt…

  • am 9.01.2018 um 20:09 Uhr
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    Trotz und Rache sind schlechte Ratgeber für eine Abstimmung. Wer Kinder hat, kann die SRG unmöglich abschaffen wollen, denn Kultur und Bildung sind heute bei den Privatmedien inexistent. Oder hat 20Minuten schon mal über Opern, Literatur oder Theater berichtet? Dass dort die Einträge in den Onlineforen weitgehend von rechten Interessengruppen bestellt werden, sieht jeder. Ebenso ist ersichtlich, dass die Themen der Artikel aufgrund der Klickraten erfolgen. Wer keine solche Boulevardisierung will, muss zwar als Werbezahler den Empörungsjournalismus weiterhin mit Zwangsgebühren alimentieren, aber er kann wenigstens demokratisch NEIN zu NoSRG sagen.

    Es geht ja nicht nur ums Blocher-TV. Wenn die einstmals öffentlich-rechtlichen auf dem Weltmarkt verschachert werden, dann sind Tamedia oder die NZZ Gruppe nur kleine Player. Ich verstehe die Leute nicht, die die EU zu gross finden und unsere Medien mit dieser extremistischen Initiative am liebsten irgendwelchen US-Konzernen überlassen würden, die nur dank der Schuldenwirtschaft auch die «Gratiskultur» von Amazon bis Youtube aufziehen konnten. Niemand wird dann garantieren, dass Google News oder Apple News neutral über die Schweiz berichten. Wer seine Souveränität nicht ans Ausland abgeben will, stimmt daher NEIN zur NoBillag.

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 9.01.2018 um 20:15 Uhr
    Permalink

    Diese Debatte wird auch noch auf «Kontertext» im Zusammenhang mit einem Artikel von Frau Prof. Henke weitergeführt.

  • am 10.01.2018 um 06:57 Uhr
    Permalink

    Ich werde mit „Ja“ zur NoBillag-Initiative stimmen.
    Das SRF ist eine überkommene Institution. Ich nutze deren Produkte seit Jahren nicht mehr. Mich interessiert weder deren Unterhaltungsprogramm, noch der Rest. Im Internet-Zeitalter ist jegliche Rundfunkanstalt mit und ohne Bild nur noch eine anachronistische Institution bei deren Finanzierung ältere in die Taschen der Jüngeren und von unbeteiligten Betrieben greifen, um ihre Sache zu finanzieren.
    Die SRF hat gewachsene bequeme Strukturen und ohne Kahlschlag wird sich da nichts ändern.
    Der Versuch einer grossangelegten Reform wurde nicht mal ansatzweise verfolgt.
    Deshalb weg damit und dann etwas neues, bescheidenes, kleines mit neuem Personal frisch aufbauen mit einem Pioniergeist wie in den 50ern.

  • Portrait_Josef_Hunkeler
    am 11.01.2018 um 10:38 Uhr
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    Ich finde die Debatte um Billag reichlich esoterisch.

    Natürlich hat auch mich schon immer gestört, für etwas bezahlen zu müssen, das ich nicht explizit zu kaufen beantragt hatte. Ging ja bei der Taufe ähnlich…

    Natürlich ärgere ich mich über diese und jene Sendung… muss aber oft feststellen, dass mein Ärgernis nur bedingt mit dem Ärgernis meiner Frau etc übereinstimmt.

    Konsens haben wir allerdings über 19h30 an der Suisse romande und 10vor10 an SFR.

    Ich starte meine eigenen TV-Sitzungen in der Regel allerdings mit Al-Jazeera und je nach Aktualität mit den Sendern der jeweiligen Politregionen. Dabei musste ich aber feststellen, dass z.B. die spanischen Sender reine Propagandamaschinen Rajoy’s geworden sind, die Sender Italiens ausser Variétés kaum etwas anderes senden und auch F und D häufig in Langeweile ausmünden. So bleibt immerhin noch Snooker.

    Richtig ist aber, dass die regionalen CH-Programme, inkl. RTR, oft äusserst interessante Programme und Lokalnachrichten zeigen, welche man auch mit einer guten Suchmaschine nur bedingt in den lokalen Privatsendern aufspüren könnte.

    Dazu kommt natürlich das Schulfernsehen und andere Sach-Sendungen, welche kaum private Investoren interessieren dürften. Nicht zuletzt auch die Sendungen in den anderen Landessprachen, welche z.T. mir Untertiteln auch weniger polyglotten Hörern zur Verfügung gestellt werden.

  • am 11.01.2018 um 16:29 Uhr
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    Das hier, Herr Hunkeler, und Kompliment dazu, ist der passende Abschluss zu diesem
    Disku-Forum….. super. Wenn ich mit CNN starten würde….. meine Frau würde mir gleich den BS verweigern. Aber Spass beiseite – im zweiten Teil haben Sie völlig Recht, meiner
    diesbezüglichen Meinung korrelierend – schön gesagt. Meine Rede.

  • am 13.01.2018 um 14:24 Uhr
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    Boehmermann spricht allerdings gegen das Fernsehen ueberhaupt. Und im Uebrigen muss man sich fragen, ob der Staat nicht die Kosten tragten muss. Er luegt sich dabei doch in die eigene Tasche.

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