Ochakiv_Ukraine

Die US-Navy kündigt neue Kooperation mit der Ukraine an © US-Navy

Neue US-Militärbasis in der Ukraine nahe der Krim

Christian Müller /  Die US-Navy hat mit dem Bau einer Navy Base in Ochakiv westlich der Krim begonnen – in enger Zusammenarbeit mit der Ukraine.

Die ganze Welt schaut nach Nordkorea. Und ein bisschen nach Venezuela. Selbst der Krieg in Syrien ist aus den Schlagzeilen verschwunden. Von der Ukraine spricht niemand mehr.

Das heisst allerdings nicht, dass dort nichts läuft. Am 19. Juli hat die US-Navy eine neue Zusammenarbeit ihrer Elite-Truppen mit den Elite-Truppen der Ukraine angekündigt. In Ochakiv (oft auch Ochakov geschrieben), am Schwarzen Meer, in unmittelbarer Nähe der Krim, sind nun vor wenigen Tagen die Arbeiten für einen neuen Militärhafen aufgenommen worden. Das hat die US-Navy auf ihrer offiziellen Website America’s Navy am 7. August 2017 offiziell bekanntgegeben. Darin wörtlich: «Beginning construction in Ukraine is a significant accomplishment for NMCB 1,» said Lt. j.g. Jason McGee, officer in charge of Det. Ukraine. Our ability to maximize European reassurance initiatives in Ukraine holds strategic importance, and will ultimately improve host nation defense capacity and infrastructure, strengthen relations, and increase bilateral training capabilities.»

Die US Navy zeigt auf ihrer Twitter-Website auch militärische Operationen in Ochakiv.

Haben die Medien darüber berichtet? Nicht wirklich. Im Schweizer Medienarchiv zum Beispiel erscheint weder unter dem Stichwort Ochakiv noch Ochakov irgend etwas. «Was soll denn eine zusätzliche US-Militärbaisis?» wird man sich gedacht haben, die USA haben ja eh schon gegen 800 Militärbasen ausserhalb ihres eigenen Landes …

In den Medien existiert Ochakiv nicht

In der Realität gibt es Ochakiv aber sehr wohl. Dort gibt es zum Beispiel eine Air Base. Wer nach dieser Air Base im Internet sucht, zum Beispiel unter «Airports» in der Ukraine, findet zwar eine Liste mit über 70 zivilen und militärischen Flugplätzen, wird aber betreffend Ochakiv nicht fündig. Nur wer den Namen Ochakiv schon weiss, kommt auf einige wenige Informationen. Und wer dann auf den Satellitenbildern sucht – und eben auch dort schon weiss, wo genau suchen – , der sieht, dass die Lande- und Startbahn immerhin mehr als 3km lang ist – also nicht nur für den lokalen «Aero-Club» mit zwei- oder vierplätzigen privaten Kleinflugzeugen à la Piper, Cessna, Zlin oder Let. Da würden 800m Pistenlänge genügen. Und Ochakiv hat ja auch nur etwa 16’000 Einwohner…

Nur gerade die Koordinaten der Air Base Ochakiv sehen zur Verfügung, keine Angaben zum Runway, keine Funk-Frequenz, nichts.

https://www.infosperber.ch/data/attachements/Ochakiv-Google-Map.jpg

Das Satelliten-Bild zeigt nördlich der Stadt Ochakiv die grosse Start- und Landepiste.

Und eine Aufnahme aus grosser Höhe aus einem Flugzeug (nach Erscheinen dieses Berichts am 15.8.2017 aus Brüssel zugemailt von HUE)

Immer mehr Provokationen

1989, als (West-)Deutschland mit Gorbatschow über die Wiedervereinigung Deutschlands verhandelte, wurde Gorbatschow versprochen, die NATO nicht weiter nach Osten zu erweitern. Das bestreitet heute niemand mehr. Man weist nur immer darauf hin, dass dies dann in keinem schriftlichen Vertrag festgehalten worden ist. Und deshalb wurde es auch trotz Zusicherungen gemacht – was sind schon mündliche Versprechen? – und dies mit Erfolg: mit den baltischen Staaten geht die Nato bis an die Grenzen Russlands. Nur die Ukraine fehlte noch. Um aber auch hier einen «Regime Change» hinzukriegen, scheuten sich im Winter 2013/14 auch höchst prominente US-Politiker – man denke etwa an McCain – nicht, auf dem Maidan in Kiev selbst auf die Rednerbühne zu gehen und zu den Massen zu sprechen. Auch dies mit Erfolg! Entgegen einem von Deutschland, Frankreich und Polen ausgehandelten Kompromiss-Vorschlag auf vorgezogene Neuwahlen, der von der ukrainischen Regierung am 21. Februar akzeptiert und unterzeichnet wurde, wurde der damalige Regierungschef Wiktor Janukowytsch noch in der gleichen Nacht vertrieben – ein klassischer Putsch, wie er in vielen Staaten schon vorgekommen ist. Aber all das war, im Verständnis westlicher Politiker und westlicher Medien, natürlich kein Putsch und keine Provokation. Was immer passiert: Es ist immer Russland, das «provoziert» …

Und jetzt: Die US-Navy feiert «die erste enge Kooperation» mit den ukrainischen Elitetruppen. Und baut einen Kriegshafen auf ukrainischem Boden am Schwarzen Meer.
Eine Provokation?
Aber bitte!

The war must go on…

Interessante Infos zur Ukraine liefert auch die kontinuierlich aktualisierte Karte der Ukraine liveuamap.com

Siehe auch oben bei der Bildstrecke < > die letzte Position > eine Übersicht, in welchen Ländern die USA und Russland Militärbasen unterhalten, Stand 2014. Damals gab es in der Ukraine noch keine US-Militärbasis, das Land ist auf der Karte noch weiss.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

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7 Meinungen

  • am 15.08.2017 um 13:19 Uhr
    Permalink

    Solche Hintergrundberichte sind sehr aufschlussreich. Wenn man sich dabei vor Augen hält, wie völlig einseitig und undifferenziert der mediale, politische Einheitsbrei ist; Ukraine ‹gut›, Putin ‹böse›.

  • am 15.08.2017 um 23:13 Uhr
    Permalink

    Die NATO steht an der russischen Grenze!
    NATO und EU wollen sich auch die Ukraine einverleiben. Deshalb musste Russland sich die Krim rechtzeitig wieder zurūckholen.
    Die NATO ist kein Verteidigungs-, sondern ein Angriffs- und Eroberungsbūndnis. Sie hātte sich nach Auflösung der Warschauer-Paktes, wāre sie nur ein Verteidigungsbündnis, ebenfalls auflōsen mūssen.
    Hoffen wir mal, dass die NATO an der russischen Grenze keine Katastrophe auslōst!

  • am 16.08.2017 um 10:20 Uhr
    Permalink

    Die NATO sollte eigentlich den Frieden sichern. Sie wird aber von den USA missbraucht für ihre Machterweiterung und sie wird immer mehr zur grossen Gefahr für Europa. Deutschland macht da leider mit, aber vielleicht ändert sich etwas mit einem neuen Bundeskanzler.

  • Portrait_Josef_Hunkeler
    am 26.08.2017 um 16:20 Uhr
    Permalink

    @Obrist
    Die NATO war natürlich keine Reaktion auf sowietische Agressionen. Der Warschau-Pakt wurde im Gegenteil in Reaktion zur Bildung der NATO gegründet.

    Bei all diesen Miltärspielen lag die Initiative stets im Westen.

    Die Promotoren dieser Strategie werden natürlich jedes Zurückweichen des Gegners als Schwäche interpretieren und in der reinsten Tradition des «American Footballs» auf Offensive drängen.

    Das scheint Teil des US-ADN geworden zu sein. Wer immer im Weissen Haus sitzt scheint diese Tradition weiterführen zu wollen.

  • am 27.08.2017 um 11:40 Uhr
    Permalink

    @Hunkeler
    Dass der Warschau-Pakt in Reaktion auf die NATO gebildet wurde, habe ich nicht gewusst, aber es ist wohl so und passt in die westliche Ideologie, Russland als das «Böse» darzustellen und den Westen als das «Gute». Komisch ist, dass wir fast alle im Westen dieser Indoktrionation auf den Leim gehen. Wo liegt schon die Wahrheit? Aber ich halte den Westen tatsächlich nicht für so friedlich, wie er sich selber immer propagiert.

  • am 5.09.2017 um 11:24 Uhr
    Permalink

    Merci, Bernhard Ramp!

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