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Die UN-Menschenrechtskommisssarin Michele Bachelet bei einer Rede im Dezember 2018. © CC

UN: Klimawandel bisher grösste Bedrohung der Menschenrechte

D. Gschweng /  Die Klimakrise ist auch eine Krise der Menschenrechte von nie dagewesenem Ausmass. Besonders hart trifft das die ohnehin Armen.

Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michele Bachelet, hat den Klimawandel als die bisher grösste Gefahr für Menschheit und Menschenrechte bezeichnet. «Die Welt hat noch nie eine Bedrohung der Menschenrechte in dieser Grössenordnung gesehen», stellte Bachelet in ihrer Eröffnungsrede zur 42. Sitzung des Menschenrechtsrates am 9. September fest.

Der Klimawandel betreffe jeden einzelnen, sagte die ehemalige chilenische Präsidentin, die seit einem Jahr als Hochkommissarin amtet. Die Prognosen zu den Auswirkungen der menschengemachen globalen Erwärmung seien «katastrophal». Betroffen seien alle Länder, ihre Volkswirtschaften, ihre politischen, sozialen und kulturellen Strukturen und damit die Rechte aller Menschen, auch der künftigen Generationen. Weniger ausführlich gesagt: Wo es eng wird, leidet die Menschenwürde, das war noch nie anders. Und voraussichtlich wird es eng.

Bachelet fordert die Nationen der Welt im Namen der Vereinten Nationen dazu auf, umgehend Massnahmen gegen den Klimawandel zu treffen. Sie verurteilte den gewaltsamen Umgang mit Klimaaktivsten in Lateinamerika und die Welle des Hasses, dem prominente Aktivisten wie Thunberg ausgesetzt sind.

Besonders hart trifft es die ohnehin Armen

Besonders hart treffe der Klimawandel indigene Völker, etwa durch Abholzung des Regenwalds oder durch das Verschwinden ihres Lebensraums. Die Verwüstung ganzer Landstriche hat massive Auswirkungen auf die Menschenrechte. Durch die Verknappung von Ackerflächen, beispielsweise in der Sahelzone, verschärfen sich im Kampf um die Landverteilung ethnische Konflikte. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind 40 Prozent aller Bürgerkriege der letzten sechzig Jahre zumindest teilweise auf Umweltzerstörung zurückzuführen. Sie bremse die Entwicklung, fördere Gewalt und politische Instabilität.

Die Klimakrise treibt einen starken Anstieg des Welthungers voran. Sichtbar ist das daran, dass er in diesem Jahr zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt wieder zugenommen hat. Die bisher noch wenig gestiegenen Temperaturen werden in Zukunft grössere Auswirkungen haben: Die WHO rechnet für die Jahre 2030 bis 2050 mit jährlich einer Viertelmillion zusätzlicher Todesfälle durch Mangelernährung, Malaria, Durchfallerkrankungen und Hitzestress. Durch Verschlechterung der ökonomischen und damit sozialen Lage geraten Menschenrechte noch weiter unter Druck.

Menschenrechtlich prekär ist auch die Lage von Migranten. Bachelet forderte unter anderem die europäischen Länder auf, Flüchtlingshilfe im Mittelmeer nicht weiter zu kriminalisieren und sich in Bezug auf die Rettung und Verteilung von Flüchtlingen zu einigen. Die Hochkommissarin zeigte sich besorgt um die Lage in einer Reihe von Ländern, in denen Kriege oder grosse Armut herrschen und in denen es umfangreiche Migrationsbewegungen gibt. Aber auch den Umgang der USA mit Migrantenkindern besorge sie zutiefst. Eine traditionell offene Nation, deren Wohlstand auf Migration gründe, habe den Schutz für Migrantenfamilien deutlich reduziert.

Nicht die erste Warnung

Bachelet ist nicht die erste, die vor weiteren grossen Fluchtbewegungen und Konflikten infolge des Klimawandels warnt und die Weltgemeinschaft auffordert, aktiv zu werden. Auf die wirtschaftlichen und damit sozialen Auswirkungen der Klimakrise wird schon länger hingewiesen. (siehe auch Infosperber «Nie dagewesene Flüchtlingsströme wegen Klimawandel»). Sie verdeutlicht aber, welche Konsequenzen der Klimawandel für die Verlierer haben wird, was langfristig alle betreffen wird.

Sogar die Banken und Pensionsfonds mahnten kurz vor dem New Yorker Klimagipfel eine baldige Reaktion auf die Klimakrise an. Hunderte Vertreter der grossen Banken und Kapitalgeber forderten die politischen Entscheidungsträger auf, zügig dafür zu sorgen, dass das Pariser Klimaprotokoll eingehalten werden kann. Sie verlangen, Subventionen für fossile Brennstoffe ein- und Kohlekraftwerke abzustellen – offenbar aus Sorge um die Stabilität der Wirtschaft.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

keine

Zum Infosperber-Dossier:

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3 Meinungen

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 4.10.2019 um 12:40 Uhr
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    Hier geht es um eine neue Religion. Phänomenologisch und anthropologisch leicht erklärbar, waren doch religionsgeschichtlich die ältesten und ersten Götter Wettergötter. Noch Fragen?

  • am 4.10.2019 um 18:04 Uhr
    Permalink

    Es erschliesst sich mir kein Zusammenhang zwischen Klimawandel und Menschenrechten. Die UNO gibt sich eins ums andere Mal besorgt um Menschenrechte, gar um Menschenleben. Häufig ist es ihr gar nicht so ganz ernst damit: Als in Ruanda hunderttausende Menschen massakriert wurden, schaute die UNO trotz frühzeitiger Warnungen gekonnt weg https://www.spiegel.de/politik/ausland/voelkermord-in-ruanda-schweres-versagen-der-uno-a-56799.html . Es mag durchaus sein, dass es in der UNO sinnvolle, aufrichtige und menschenfreundliche Projekte gibt – doch wird man den Eindruck nicht los, die UNO existiere auch zu einem guten Teil nur um ihrer selbst willen. Würde sich die UNO so einsetzen wie sie sollte, gäbe es im Mittelmeerraum wohl weniger Flüchtlinge. Aber das scheint nicht Auftrag und Ziel zu sein. Die UNO, die Klimaaktivisten und die Besorgten haben es bis jetzt nicht fertig gebracht, in der Sahara ein Stück Land zu kaufen, wo jeder Flugpassagier das Pflanzen eines Bäumchens zahlen könnte. Das würde auch vor Ort Arbeitsplätze schaffen, wodurch es weniger Flüchtlinge gäbe. Die menschgemachte Klimaerwärmung – so wurde uns wissenschaftlich prophezeit – würde dafür sorgen, dass Inseln wie die Malediven zum heutigen Zeitpunkt unter Wasser stehen würden. Fakten wie Ruanda blendet die UNO aus, Märchen wie das Steigen der Meeresspiegel erklärt die UNO zum Fakt. Die einfachsten Lösungsansätze werden verweigert. „UNO“ heisst sehr oft: Der Berg hat eine Maus geboren. Wenn überhaupt.

  • am 6.10.2019 um 17:38 Uhr
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    Das Einlenken von Regierungen und Institutionen, sich gegen den weiteren Klimawandel stark zu machen, hat nur damit zu tun, dass auf Bürgers Rücken Abgaben erhoben werden können. Wie wäre es, wenn sich Regierungen bewusst würden, dass jeder Staat selber das Recht hat, seine Währung herauszugeben – die notwendige Menge zu drucken – rsp digital herauszugeben und zB als Helikoptergeld an die AHV/IV-Renten, oder die Sozialbezüger / Arbeitslosen als BGE zu verteilen – nur soviel, dass keine Inflation entsteht. Das gäbe einen Aufschwung. Aber nein, sie glauben immer noch, das Geld müsste bei den Banken ausgeliehen werden, obwohl die es auch aus dem NICHTS schöpfen (ausser 1- 2,5% Bargeldreseven) – und WIR sollen dann Zins zahlen für etwas, was die Banken nicht wirklich ausgeliehen oder erarbeitet haben. Entdeckt endlich die Möglichkeit des Vollgeldes und löst die Angst darüber auf. Aber lieber frägt man sich, ob es nicht vielleicht geschickt wäre, einem Riesen-Konzern die Rechte zu übertragen, anstelle von Bargeld einfache digitale LIBRA in Umlauf bringen zu lassen. Mit Deckung von was? mit Hinterlegung von Aktien oder anderen «Wert"Papieren – also meist von Banken selbstgeschöpften Werten. Tolle Welt oder ?!?

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