Kommentar

Kryptowährung Bitcoin: Höchste Stufe des Zerfalls

Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des AutorsErnst Wolff ist freier Journalist.Er publizierte soeben das Buch «Finanz Tsunami – Wie das globale Finanzsystem ©

Ernst Wolff /  Ab sofort kann man Wetten abschliessen über den künftigen Kurs des spekulativen Bitcoin. Ein neuer Höhepunkt des Finanzcasinos.

Am 11. Dezember eröffnete die «Chicago Board Options Exchange», eine der weltweit grössten Optionsbörsen, den Handel mit Bitcoin Futures. Damit ist in der Geschichte der Bitcoins eine neue Wegmarke erreicht.

Futures zählen zu den Derivaten und sind nichts anderes als Wetten auf zukünftige Kursentwicklungen. Derivate erfüllen volkswirtschaftlich keine sinnvolle Funktion und dienen ausschliesslich der Bereicherung von Spekulanten. Es waren diese Derivate, die das globale Finanzsystem bereits zweimal an den Abgrund geführt haben – 1998 und 2008.

Trotz aller Versprechen der Politik ist bis heute nichts gegen den Derivatehandel unternommen worden. Im Gegenteil: Wie man an der Einführung von Bitcoin-Futures sieht, werden sie trotz der offensichtlichen Gefahr, die sie für das globale Finanzsystem bedeuten, weiter aufgelegt. Für den Bitcoin heisst das: Sein Wert wird von nun an im globalen Finanzcasino bestimmt.

Der Bitcoin-Hype kommt dem System sehr gelegen

Das globale Finanzsystem ist seit 2008 nur durch das Schaffen enormer Geldsummen durch die Zentralbanken am Leben erhalten worden. Daher sind in den vergangenen Jahren an den Anleihen-, Aktien- und Immobilienmärkten riesige Blasen entstanden, die jederzeit zu platzen drohen. Vor allem aber ist ein historisch nie dagewesener Schuldenberg entstanden. Um ihn bedienen zu können, sind die Zinssätze immer weiter gesenkt worden – zum Teil bis in negatives Territorium.

Das aber zerstört zum einen das klassische Bankengeschäft (die Kreditvergabe), und führt zum anderen zwingend in eine nicht zu kontrollierende Inflation. Aus diesem Grund sind die Zentralbanken zurzeit bestrebt, die Zinssätze wieder anzuheben – angesichts des historischen Rekordstandes der globalen Schulden ein überaus heikles Vorhaben.

In dieser schwierigen Situation kommt dem System der Bitcoin-Hype sehr gelegen: Er zieht Gelder aus anderen Märkten ab und entspannt dort die Situation leicht. Zum anderen ermöglicht er Grossinvestoren, in kurzer Zeit hohe Spekulationsgewinne einzufahren und so ihre Verluste durch Zinserhöhungen auszugleichen. Noch viel wichtiger aber ist die Tatsache, dass er sie in die Lage versetzt, die Bitcoin-Blase jederzeit nach ihren Wünschen platzen zu lassen. Bereits jetzt befinden sich grosse Bitcoin-Mengen in der Hand sehr weniger Besitzer – ein Trend, der wegen des Eingreifens institutioneller Anleger in naher Zukunft weiter zunehmen dürfte.

Da das Spekulationsgeschäft in der Hand erfahrener Börsenprofis liegt, ziehen diese natürlich alle Register und bemühen sich gegenwärtig nach Kräften, die Gans vor dem Schlachten noch richtig zu mästen. Dazu gehört vor allem eines: Grosse Mengen ahnungsloser Kleinanleger in das Geschäft mit hineinzuziehen. Das scheint perfekt zu gelingen, denn beim Bitcoin-Rausch handelt es sich mittlerweile um den grössten Hype in der gesamten Geschichte des Finanzwesens.

Die falschen Vorstellungen der Krypto-Anhänger
Bitcoin-Fürsprecher behaupten, ihr Produkt erfülle alle Voraussetzungen für eine Währung. Leider fehlt dabei die wichtigste: Bitcoins repräsentieren nämlich keinen realen Wert. Zwar leben wir in einer Welt, in der keine Währung mehr mit realen Werten gedeckt ist, aber alle anderen sind früher einmal in Form der Edelmetalle durch einen realen Wert gedeckt gewesen. Dass sie es heute nicht mehr sind, ist das Ergebnis des Zerfalls des Bretton-Woods-Systems, das die USA 1971 zwang, den Dollar (und damit alle an ihn gebundenen Währungen) vom Gold zu lösen. Damit wurde eine Epoche eingeleitet, die zur Explosion des Finanzsektors und damit in das derzeitige globale Finanzcasino geführt hat.

Der durch nichts gedeckte Bitcoin ist somit die erste Währung, die von vornherein als Fiat-Währung zur Welt gekommen ist. Das allein zeigt: Kryptowährungen sind keine Herausforderung des bestehenden Geldsystems, sondern repräsentieren und symbolisieren ihrem Wesen nach die höchste Stufe seines Zerfalls und seiner Fäulnis.

Wie aber kann es sein, dass Krypto-Anhänger immer wieder darauf pochen, dass ihre vermeintlichen Währungen demokratisch seien und der Weltherrschaft der Banken ein Ende setzen würden? Auch das liegt in erster Linie daran, dass sie die Welt nicht in ihrer geschichtlichen Entwicklung betrachten und deshalb einem verhängnisvollen Irrglauben unterliegen: Sie meinen, dass die bestehenden Machtverhältnisse ohne politischen Kampf und nur mit Hilfe technischer Innovationen verändert werden könnten.

Das aber wird schon deshalb nicht möglich sein, weil sich die herrschende Finanzelite ihren wichtigsten Trumpf, nämlich das Monopol der Geldschöpfung, das zurzeit ausschliesslich bei den Geschäftsbanken und den Zentralbanken liegt, niemals kampflos aus der Hand nehmen lassen wird.

Auch wenn die Blockchain-Technologie, die hinter den Kryptowährungen steht, revolutionär ist und mit Sicherheit eine Zukunft haben wird, muss man feststellen: Wem diese Technologie dient, wird nicht durch raffiniert erdachte Geldsysteme entschieden, sondern durch den Kampf um die politische Macht. Und diese liegt, auch wenn viele es nicht wahrhaben wollen, derzeit fest in den Händen der Finanzelite, deren Vertreter momentan mit dem Bitcoin dasselbe tun wie mit allem, was sie in die Hände bekommen: Sie unterwerfen ihn ihren eigenen Interessen.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Ernst Wolff ist freier Journalist.

Er publizierte soeben das Buch «Finanz Tsunami – Wie das globale Finanzsystem uns alle bedroht», edition e. wolff, 27.90 CHF.
Früher hatte er «Weltmacht IWF – Chronik eines Raubzugs» im Tectum-herausgegeben, 26.90 CHF.

Zum Infosperber-Dossier:

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Bitcoins und andere Kryptowährungen

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4 Meinungen

  • am 16.12.2017 um 07:57 Uhr
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  • Portrait_Josef_Hunkeler
    am 16.12.2017 um 09:53 Uhr
    Permalink

    Schön wenn Infosperber Reklame für Privat (Nicht-banken) Kredite macht.

    Das Geldsystem Jugoslawiens wurde in den 80-er Jahren gerade durch eine massive Aufblähung von gegenseitigen Firmenkrediten über eine rasch wachende Geldentwertung/Inflation an den Rand getrieben.

    Es braucht also nicht immer Banken, um Inflation zu schaffen. Andere Kreditgeber können das auch.

  • Portrait_Josef_Hunkeler
    am 16.12.2017 um 18:41 Uhr
    Permalink

    Natürlich kann ich dem Argument von E. Wolff problemlos folgen. Mein erster Kommentar erübrigt sich so.

    Ist gut, dass die Natur der Krypto-Währungen offen dargelegt wird.

  • am 18.12.2017 um 09:54 Uhr
    Permalink

    "Derivate erfüllen volkswirtschaftlich keine sinnvolle Funktion und dienen ausschliesslich der Bereicherung von Spekulanten."

    Sehr geehrter Herr Wolff
    Da haben Sie etwas Wesentliches ausgelassen. Die Spekulanten konnten sich durch solche Wetten erst dann bereichern, wenn sie diese gewonnen hatten. Dazu waren sie immer ganz Ohr an der Info-Tube der Insider, die sich abgesprochen hatten. Andernfalls hätten sie gar nie so viel gewinnen können. Die Verluste allerdings – und das ist das Fiese daran – wurden den Bevölkerungen angelastet, sie mussten mit ihren Steuern diese Verluste ausgleichen, sonst wären gleich ganze Staaten oder das Betrugs-Finanzsystem überhaupt schon längst pleite gegangen. Die Folge sind monströs verschuldete Staaten. Und weil die Banken munter ihre Spielchen weiter machen – die Beträge der ausstehenden Wetten übersteigen schon längst die ehemaligen Verluste, die zur Krise führten – ja darum verschulden sich die Staaten mit ihren Zentralbanken immer weiter und weiter und weiter. Wohin das führt, kann man sich an fünf Fingern ausrechnen. Da hilft auch nicht die neue hinterhältige Kryptowährung Bitcoin nicht weiter.

    Eurasien wird mit dem goldhinterlegten Rubel und dem Yuan die Währungs-Zukunft bestimmen. Bis dahin wird es dem Westen früher oder später ordentlich kalt unter dem Hintern werden.

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