Sperberauge

Verurteilt: Apple und Samsung machten Handy bewusst kurzlebig

Sperber Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des AutorsKeine © Bénédicte Sambo

Red. /  Software-Updates machten Geräte absichtlich langsam, um zum früheren Neukauf anzuregen. Das sagt Italiens Wettbewerbsbehörde.

Mit einem Software-Update wurden die Leistung bestimmter iPhones und Samsung-Smartphones absichtlich gedrosselt und sogar Fehlfunktionen verursacht. Italiens Wettbewerbsbehörde hat jetzt Apple und Samsung wegen unlauterem Wettbewerb verurteilt. Sie müssen eine Strafe in Höhe von fünf Millionen Euro zahlen und auf ihrer Webseite auf die Entscheidung der Behörde verweisen.
Begründung: Mit ihrem Vorgehen hätten diese beiden Konzerne gegen Konsumentenrechte verstossen, erklärte die «Autorità garante della concorrenza e del mercato» (AGCM) am 24. Oktober.

Betroffen sind die Geräte iPhone 6, 6s und Galaxy Note 4.

Heise.de fasst den Bericht der Wettbewerbsbehörde wie folgt zusammen:
Apple, erklärt die Wettbewerbsbehörde, habe Besitzern von iPhone 6 und 6s das Update auf iOS 10 «beharrlich unterbreitet», ohne diese über höhere Leistungsanforderungen des Systems und «deren Konsequenzen wie ein unerwartetes Abschalten» zu informieren. Um diese Probleme zu verringern, habe der Hersteller dann iOS 10.2.1 veröffentlicht, wieder ohne eine Warnung, dass das Update die «Leistung und Funktionalität» der Geräte verringern könne. Erst im Dezember 2017 habe Apple schliesslich die Option eingeführt, den Akku zu einem reduzierten Preis zu tauschen.

Im Hinblick auf Samsung bemängelt die Wettbewerbsbehörde, der Hersteller habe Käufern des Galaxy Note 4 das Update auf Android 6.0 Marshmallow «beharrlich unterbreitet», ohne diese über «schwere Fehlfunktionen» zu informieren. Dies habe zu hohen Kosten für Reparaturen ausserhalb der Garantiezeit geführt.

Die Drosselung hat auch in den USA noch ein juristisches Nachspiel: Nutzer haben zahlreiche Sammelklagen gegen den iPhone-Hersteller eingereicht – Urteile liegen noch keine vor.

In der Schweiz verweigert das Parlament den Konsumentenorganisationen, Sammelklagen einzureichen. Für einzelne Handy-Besitzende ist der finanzielle Aufwand für eine Klage viel zu gross.
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Das absichtliche Einbauen von Schwachstellen in Geräten, um deren Lebensdauer zu verkürzen und die Konsumentinnen zu Neukäufen zu zwingen, nennt man «Obsoleszenz». Die Produkte werden vorzeitig «obsolet».
Lesen Sie dazu folgende Infosperber-Artikel:

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Zum Infosperber-Dossier:

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Kleider, Geräte, Drucker etc: Produzieren – Wegwerfen – Produzieren. Die grosse Energie- und Rohstoffverschwendung.

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Konsumentenschutz

Einseitige Vertragsklauseln. Täuschungen. Umweltschädlich. Hungerlöhne. Erschwerte Klagemöglichkeiten.

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5 Meinungen

  • am 26.10.2018 um 11:58 Uhr
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    Wir haben je ein Google Pixel (2016) + 1 Apple iPhone (2016).
    – Das iPhone von Apple unterliegt permanenten Software-Manipulationen (wegen eines ‹Brand-Risikos›), was immer wieder auch mit Störungen verbunden ist. Zudem lädt es immer mal wieder nicht korrekt.
    – Das Pixel von Google läuft + läuft + läuft …

    Bei Android-Handys wie Pixel ist es wichtig, auf solche Marken zu achten, welche Android unverändert laden (ist bei den südkoreanischen Herstellern nicht der Fall).
    – Google lässt ihre Handys als Trendsetter produzieren + übertreibt beim Preis, um ihre Kunden (die Hersteller von Android-Handys) nicht zu vergraulen.
    – Aber: Bei Android-Handys einiger chinesischen Marken ist das Betriebssystem immer aktuell (ich hatte noch nie eine Panne, obwohl ich seit 8 Jahren Google-eigene Handys benutze).
    – Aus China erhält man inzwischen top-moderne Geräte zu unter 40 % des Preises …

  • am 26.10.2018 um 14:19 Uhr
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    Das hilft erst, wenn die Bussen deutlich über 10 Milliarden $ liegen, welche dann für Sinnvolleres als in Handys investiert werden könnten.

  • am 26.10.2018 um 15:42 Uhr
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    Mir ist der Text nicht ganz klar. Ich habe ein iPhone 6S, das auch noch mit iOS 12 sehr gut und schnell läuft – von Drosselung keine Spur! Hingegen wird der nun 3 Jahre alte Akku immer schlechter und würde bei häufiger Nutzung keinen ganzen Tag mehr durchhalten. Dies scheint mir der eigentliche Skandal zu sein: Dass man alte Akkus nicht austauschen kann. Zudem gehen alte Apps irgendwann nicht mehr, was auch zum Kauf eines neuen Geräts zwingt. Letzteres wird Apple sicher freuen, kann aber nicht direkt der Firma zulasten gelegt werden.

  • am 27.10.2018 um 08:03 Uhr
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    @St Bachmann: kann ich nur bestätigen; musste diese Woche mein wie neu aussehendes iPhone 6 umtauschen. Preislich kam nur ein iPhone 8, das nicht wirklich mehr bietet in Frage. Neuere Modelle sind horrend teuer. Immerhin kaufte mir mein Netzbetreiber für 70.- das alte iPhone ab. Unter dem Strich: 260.- Kosten für den status quo (abgesehen vom reset der Garantieperiode 😉

  • am 29.10.2018 um 15:04 Uhr
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    Danke für diesen guten Bericht. Die entdeckten Manipulationen sind erst der Anfang… es wird sicher noch mehr an den Tag kommen. Ich plädiere für Google Pixel und andere Hersteller welche das Android Betriebssystem nicht modifizieren.

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